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Medienkrieg: Wie der TV-Sender Al-Jazeera zwischen die Fronten geriet

Von Lukas Luger, 28. Juni 2017, 00:04 Uhr
Medienkrieg am Golf: Wie der TV-Sender Al-Jazeera zwischen die Fronten geriet
Seit 1996 ist der panarabische Nachrichtenkanal Al-Jazeera auf Sendung.

Im Brennpunkt: Warum der populärste arabische Sender eine Gefahr für den "Status quo" darstellt.

Willkommen! Dies ist die erste Nachrichtensendung des Kanals Al-Jazeera in Katar." Mit diesen Worten begann am 1. November 1996 ein neues Kapitel in der arabischsprachigen Medienwelt. Einst als "CNN am Golf" für seine politische Unabhängigkeit und journalistischen Mut gepriesen, steht der Nachrichtenkanal jetzt im Fokus der schweren diplomatischen Krise zwischen Katar und seinen Nachbarn Saudi-Arabien, Ägypten, Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Al-Jazeera muss sofort abgeschaltet werden – dies übermittelten die vier Herrscher der Regierung in Doha als eine von insgesamt 13 Forderungen für eine Aufhebung der Blockade. Al-Jazeera ist zwischen die Fronten geraten, ein politisch brisanter Medienkrieg entbrannt.

Warum? Die Argumentationslinie der Kritiker des mit Abstand populärsten Senders im arabischen Raum ist einfach: Al-Jazeera sympathisiere mit Terroristengruppen wie der ägyptischen Muslimbruderschaft und leiste so Extremismus, Chaos und Anarchie in der Region massiv Vorschub. Auch sei der Kanal ein williges Sprachrohr der katarischen Königsfamilie und kein objektives Medium. Sondern durch seine marktbeherrschende Reichweite – knapp 310 Millionen Haushalte in 100 Ländern – ein Propagandainstrument.

Richtig ist: Das außenpolitisch umtriebige Emirat Katar nutzt Al-Jazeera seit einigen Jahren vermehrt zur Selbstdarstellung, auch ist Kritik an der Königsfamilie ein absolutes Tabu. Dass Saudi-Arabien und seine Mitstreiter aber plötzlich für die Prinzipien journalistischer Ethik eintreten und mediale Kritik an Herrscher-Eliten gut heißen, ist natürlich Nonsens. Alle Katar-Gegner finanzieren selbst eigene Nachrichtensender, die ganz im Sinne ihrer erzkonservativen Regierungen berichten. Innerstaatliche Kritik? Nicht erwünscht.

Der Grund für die Forderung nach einer Schließung von Al-Jazeera liegt vielmehr in seiner Rolle während des "Arabischen Frühlings" begründet. Damals positionierte sich der Sender offensiv als Stimme des Protests. In Kontrast zu den linientreuen Sendern der autokratischen Regime, die noch brav geschöntes Wohlfühlprogramm sendeten, als bereits die Revolution durch viele Länder Nordafrikas und des Nahen Ostens rollte, war Al-Jazeera bei dieser historischen Zäsur mittendrin.

Den Einsatz für eine offenere Diskussionskultur, die Ausstrahlung unzensierter Talkshows, das Infragestellen repressiver Staatsgewalt, das aktive Befeuern eines gesellschaftlichen Widerspruchsgeistes – all dies haben Katars Nachbarländer dem Massensender nie verziehen. Insbesondere in Ägypten, wo das Militär 2015 den nach der Revolution frei gewählten Präsidenten Mohammed Mursi nach zwei Jahren im Amt stürzte, ist eine regelrechte Hetzjagd gegen die Muslimbruderschaft im Gange. Dort, ebenso wie im extrem nationalistischen Saudi-Arabien, ist die Angst vor einem "Spillover"-Effekt, der zivilgesellschaftlichen Ungehorsam ins Land spülen könnte, groß. Ein – zumindest relativ – unabhängiger Fernsehsender, der den Pluralismus fördert, ist eine Gefahr für den "Status quo". Eine Gefahr angesichts derer Saudi-Arabien, Ägypten, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emiraten sogar bereit sind, Krieg zu riskieren.

„Al-Jazeera“ in Kürze

Der katarische Nachrichtensender Al-Jazeera („Die Insel“) ist eines der einflussreichsten Medien in der arabischen Welt. Der 1996 gegründete Sender erreicht 310 Millionen Haushalte in hundert Ländern.

Mit seiner Berichterstattung nahm der Sender direkten Einfluss auf die Aufstände des „Arabischen Frühling“ 2011 - Al-Jazeera stand damals auf der Seite der Revolutionäre.

2006 nahm Al Jazeera English seinen Betrieb auf.

 

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1  Kommentar
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thaijohn (32 Kommentare)
am 29.06.2017 08:40

nur die dokumentationen sind super(da reden die Menschen und nicht die wie ueblich die journalisten).aber einige journalisten, ganz besonders der Mehdi Hasan sind religioese fundamentalisten und dort falsch am platz.. schade, die verderben alles

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