US-Präsidentschaftskandidat mit eingepflanztem Chip
Eigentlich hätte Zoltan Istvan genauso viel Aufmerksamkeit verdient wie Hillary Clinton und Donald Trump.
Istvan ist nämlich auch einer der 1889 Kandidaten, die sich bei der amerikanischen Bundeswahlbehörde um das Präsidentenamt beworben haben. Hier im Silicon Valley in Kalifornien ist sein Name durchaus geläufig. Vielleicht auch deswegen, weil er der einzige Kandidat mit eingepflanztem Chip in der Größe eines Reiskorns sein dürfte. Damit kann er zum Beispiel das Schloss seiner Haustür öffnen.
Istvan wohnt zehn Autominuten nördlich von San Francisco und ist Gründer der Transhumanisten-Partei. Er ist der Technik-Kandidat, oder „nerd-in-chief“, wie ihn eine Zeitung in Anlehnung an „commander-in-chief“ genannt hat. So nennen die Amerikaner ihren Oberbefehlshaber. Istvans Wahlkampfthema: Mehr Geld für Forschung, um jeden Menschen irgendwann unsterblich machen zu können. Sein Wahlkampfbus ist entsprechend als Sarg gestaltet.
Ob Clinton, Trump oder gar Istvan: Am 8. November wählen die Amerikaner nicht nur einen neuen Präsidenten oder eine Präsidentin. Ein Drittel aller Abgeordneten in beiden Parlamentskammern steht ebenfalls zur Wahl. Und dann gibt es da eine Liste an sogenannten „Propositions“, also Volksabstimmungsfragen. Zur Voraberklärung hat jeder Wähler ein 223-Seiten-Buch zugeschickt bekommen.
Ins Auge sticht da etwa die Proposition 60. Sollen Pornofilme in Kalifornien weiterhin ohne Kondom produziert werden dürfen? Auf sechs Seiten werden im Wahlbuch der aktuelle Gesetzestext erklärt und völlig wertfrei die Pros und Contras über Safer Sex in Erwachsenenfilmen dargestellt.
Auf lokaler Ebene steht dann hier in San Francisco zum Beispiel zur Auswahl, ob auf ungesunde, zuckerhaltige Limonaden höhere Steuern eingehoben werden sollen. Ob Kalifornier ihre Wohnungen künftig weiter tageweise weitervermieten dürfen, zum Beispiel über Community-Marktplätze wie Airbnb. Oder ob Supermärkte künftig alle Einnahmen aus dem Verkauf von Einkaufssackerln verpflichtend spenden müssen.
Und wem bei den vielen Fragen am Wahlzettel – vom Präsidenten bis zum Sackerl – noch nicht schwindlig wird, der kann sich am Wahltag auch noch mit Pot beschäftigen. In neun Bundesstaaten können die Wähler über die Legalisierung von Marihuana abstimmen. Wenn in all diesen Staaten eine Mehrheit dafür zustande kommt, darf ein Viertel aller Amerikaner in zehn Tagen legal Gras rauchen. Böse Zungen behaupten allerdings: Wenn der falsche Kandidat die Präsidentschaftswahlen gewinnt, werden das viele auch brauchen.
Der Puls-4-Moderator Florian Danner arbeitet derzeit bei NBC und berichtet über die US-Präsidentschaftswahl – zu sehen auch im Frühstücksfernsehen „Café Puls“ (Mo.–Fr., 5.30 bis 10 Uhr, auf PULS 4) sowie auf nachrichten.at