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"Schatzilein, ich habe keine Zeit zum Träumen"

24. Februar 2018, 00:04 Uhr
"Schatzilein, ich habe keine Zeit zum Träumen"
Bibiana Zeller: "Ich habe nie hinter der Budel um eine Rolle gekämpft." www.creativeimages.at

Als "Ilse Kottan" wurde sie berühmt, im Burgtheater nie wirklich glücklich: Morgen wird Bibiana Zeller 90 Jahre alt. Helmut Atteneder hat die Schauspielerin zum Interview getroffen.

Ihre mädchenhafte Stimme ist immer noch gültiges Allgemeinwissen von Generationen, ebenso ihre Kunst als Schauspielerin, mit der sie vor allem skurril-schräge Rollen ausfüllte. Im richtigen Leben war ihr Humor oft nur ein gelachtes Zudecken innerer Zerrissenheit. Morgen wird Bibiana Zeller 90 Jahre alt.

 

OÖNachrichten: Sie feiern am Sonntag Geburtstag. Darf man der wunderbaren Bibiana Zeller schon gratulieren?

Bibiana Zeller: Die wunderbare Bibiana Zeller – das ist ned schlecht… Ja, ich habe vor Schreck in meinem Handy gelesen, dass ich 90 werde.

Wie geht es Ihnen?

Ich werde dauernd gepiekst. Noch bis zum 6. März bin ich in Prein an der Rax zur Reha, weil ich vor einem Monat auf mein rechtes Bein gefallen bin und immer noch nicht darauf stehen kann. Ich fahr’ jetzt mit so einem Wagerl herum. Ich hoffe, wenn der Februar vorbei ist, dass das auch vorbei ist.

Aber Ihren Geburtstag werden Sie doch feiern, oder?

Ich habe die meiste Zeit versucht, meine Geburtstage jetzt nicht so fürchterlich zu feiern. Ich will mich nicht so gern niederlassen auf das Glück, das man hat – und das dauernd vorbei gehen kann. Natürlich habe ich viele Freunde und irgendwie kann ich es nicht ganz ignorieren. Ist eh klar. Meine Buben sind furchtbar lieb und wenn die kommen, ist das das Schönste, was mir passieren kann. Und mein Mann auch. Ich will niemandem zur Last fallen, aber wer kommt, ist herzlich willkommen.

Nutzen Sie diesen Geburtstag auch für die eine oder andere Lebensbilanz?

Mein Gott, ich bin seit 1972 an der Burg, das waren unglaubliche, stressige und die ausgelebtesten Jahre, was die Arbeit betrifft. Wenn ich daran denke, wer da aller neben mir auf der Bühne gestanden ist, mit wem ich gespielt habe.

Haben Sie eine Traumrolle?

Goethes Faust war mir ein ganz großes Erlebnis, zunächst im Theater, dann auf Tournee.

Mit Ihnen als Gretchen?

Aber wo denn. Ich habe irgendeine Alte gespielt. So etwas Aufwändiges hätte ich nie bekommen.

Wieso nicht?

Ich habe nie hinter der Budel um eine Rolle gekämpft.

In der Kultserie "Kottan ermittelt" haben Sie die Rolle der Ilse Kottan gespielt. Wie haben Sie denn diese Rolle bekommen?

Der liebe Mann mit dem einen Fuß hat sich sehr dahinter geklemmt.

Walter Davy, der im Kottan den Schremser spielte.

Ja, genau. Mir hat der Kottan irrsinnig viel Spaß gemacht, da war so viel Übermut und Hetz dabei. Wir haben oft diskutiert, ob wir uns diesen oder jenen Witz auch noch trauen sollen. Die Ilse Kottan war 1:1 der Typ Frau, der zu mir passt. Es muss ja nicht alles mit Ernst und Kunst zu tun haben, und es kann trotzdem wertvoll sein.

Kottan wurde auch vielerorts kritisiert, nicht jeder konnte diese Art der Satire verstehen.

Ja, ja. Ich wurde sogar einmal angespuckt. Schämen Sie sich!, schrie mich jemand an. Aber es gab auch Umarmungen von Passanten.

Sie wirken lustig und schrullig, aber als Sie Ihre Memoiren veröffentlicht haben, kam eine ganz andere Bibiana Zeller zum Vorschein. Eine mit Verbitterung und Kränkungen.

Ich blödle am liebsten. Um das alles wieder herunterzuholen von der Bedeutsamkeit. Ich habe diesen Schmonzes niedergeschrieben, weil ich mein ganzes Leben nicht darüber reden konnte. Bei der Schauspielerei ist schon eine eigene Eitelkeit dabei. Da sieht man sich halt gerne noch ernster und heiliger, als es wirklich ist.

Sie sind seit 46 Jahren an der Burg, die wirklich großen Rollen blieben Ihnen aber versagt. Wissen Sie, woran das liegt?

Ich habe gelitten, weil ich an der Burg nicht viele Rollen bekommen habe. Als ich dort begonnen habe, habe ich schnell gemerkt, dass man sich gerne bei der Direktion einwamperlt. Kennen Sie das, einwamperln? Von meinem ersten Tag an ist das bei der Direktion mit Kotaus abgelaufen: (Sich aus Ehrerbietung auf die Knie werfen, Anm.) Ich muss diese Rolle haben und schenke ihnen dafür meine Zwei-Zimmer-Wohnung. Das ist ja so was von kindisch und blöd, das kann ja nur im Burgtheater sein. Das ist jetzt sehr gemein von mir. Es hieß immer: Jö, vielleicht kann ich die Rolle kriegen, wenn ich mich beim Direktor auf die Fußmatte setze und recht heilig ihm gegenüber bin. Im Burgtheater war nur Eitelkeit.

Wissen Sie von Vorfällen, von sexuellen Verfehlungen oder von brutal agierenden Regisseuren und Intendanten? Zuletzt wurde der Matthias Hartmann von Mitarbeitern in einem offenen Brief massiv angegriffen.

Körperliche Nötigung ist bei mir nicht vorgekommen, aber die Einreihung und das Beurteilen nach Mann und Frau waren sehr stark. Natürlich kam es vor, dass man vom Regisseur so richtig zusammengeputzt worden ist. Da müssen wir noch viel dazulernen, das ist doch wirklich kindisch.

Stehen Sie noch auf der Bühne?

Im Moment könnte ich ja nicht und ich werde auch nicht gerufen.

Wovon träumen Sie noch?

Schatzilein, ich habe keine Zeit zum Träumen.

 

Bibiana Zeller

Bibiana Zeller wurde am 25. Februar 1928 in Mauer bei Wien geboren. Sie wollte Schauspielerin werden, um dem Kriegsalltag unter dem NS-Regime zu entfliehen. 1951 wurde sie ans Theater in der Josefstadt engagiert, seit 1972 ist sie im Ensemble des Wiener Burgtheaters. Dort spielte sie zahlreiche skurrile Frauenrollen.

Zeller spielte in Paymanns Heldenplatz die Frau Liebig und Jedermanns Mutter bei den Salzburger Festspielen. Einem breiteren Publikum wurde Zeller in ihrer TV-Rolle der "Ilse Kottan" in "Kottan ermittelt" bekannt. Unter anderem spielte sie im Kinofilm "Der Unfisch" (Robert Dornhelm).

Zeller hat aus erster Ehe zwei Söhne und ist mit ihrem Schauspielkollegen Eugen Stark verheiratet.
Der ORF zeigt am Wochenende mehrere Filme mit Zeller.

Bibiana Zeller
1962: Zeller mit Paul Hörbiger (ORF) Bild: ORF

1962: Zeller mit Paul Hörbiger  

 

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