#NotHeidisGirl: Läuft die Zeit für Klum-Klone ab?
Analyse: Die Kritik an "Germany’s Next Top Model" wandelt sich.
30 Jahre. So alt wird Lena Gercke, die erste Gewinnerin der Castingshow "Germany’s Next Top Model" in einer Woche. Sie ist ein Instagram-Star, moderiert Hauptabendshows, grinst als Werbegesicht omnipräsent und dauerfröhlich.
Ihre "Meedchen", wie Heidi Klum die Kandidatinnen nennt, die sich heuer in der bereits 13. Staffel bewerben und versuchen mit wenig Fett und viel Verbiegen zu überzeugen, waren bei Lenas Sieg oft erst drei Jahre alt. Sie sind in einer Welt aufgewachsen, in der Castingshows bereits TV-Normalität waren, in der der Weg zu Ruhm selbstverständlich über Bohlen, Klum oder Youtube führt. In einer Welt, in der Lena Gercke genauso selbstverständlich ihren Platz in Promi-Magazinen innehat wie ihre Entdeckerin und ihr Vorbild Heidi Klum selbst.
Sie sind auch in einer Umgebung aufgewachsen, in der Äußerlichkeiten vor allem bei Frauen noch immer überproportional viel zählen, einer Welt, in der eine Ski-Olympiasiegerin bei der Sieges-Pressekonferenz die Schneebrille im Gesicht lässt, weil sie nicht geschminkt ist.
"Germany’s Next Top Model" ist längst TV-Alltag. Die Aufregung darüber, dass fliegt, wer nicht folgt, ist verebbt. Keiner mokiert sich mehr, dass Nackt-Shooting und Zopfabschneiden zum Sendungskonzept gehören. Kaum noch wird über den Umgang mit den Menschen, das Wie diskutiert, lieber über das Wer. Berichtenswert ist es, wenn ein Transgender-Model oder ein Mädchen mit zehn Zentimetern mehr Hüftumfang bei der Show weiterkommen, dass in ihr Normen der Angepasstheit und Unterwerfung, die zum angeblichen Erfolg führen, einzementiert werden, ist akzeptiert.
Was mit jenen passiert, die sich von der als Modelsuche getarnten Dauerwerbesendung vor dem Fernseher berieseln lassen, hat die Oberösterreicherin Simone Luib schon vor Jahren erforscht: "Bei Frauen konnten wir den negativen Effekt, den die Sendung auf das Körperselbstbild hat, bestätigen. Bei Männern hatte die Sendung hingegen weit weniger Auswirkungen."
Protest im Netz
Unter dem Hashtag #NotHeidisGirl" protestieren jetzt junge Mädchen im Internet gegen das von der Sendung propagierte Körper- und Frauenbild. Das mag ein Posting-Tropfen auf dem heißen Einschaltquoten-Stein sein. Aufmerksamkeit verschafft es der Auseinandersetzung mit der in der Sendung propagierten Rollenerwartung dennoch, so wie auch das konzertierte Schwarztragen der Schauspielerinnen bei Preisverleihungen die "#metoo"-Debatte um sexuelle Belästigung und sexuellen Missbrauch im öffentlichen Bewusstsein hält.
"#NotHeidisGirl" mit "#metoo" zu verquicken, wie das jetzt mancherorts passiert, tut aber keinem der beiden wichtigen Anliegen einen Gefallen – weiter über sie zu diskutieren hingegen schon.
Aber in GNTM lernen die Girls doch wichtige Dinge wie posen, verrucht schauen, gestelzt zu gehen ...
Arme, ausgehungerte Personen! Mir tun sie leid.
Bestimmte Körper bekommt man durch Sport und Bewegung und nicht durch Pommes und...
Schlimm ist es bei Männern, SIXpack, knackiger Po, beruflicher Erfolg usw