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Mit Mozart die Gegenwart verstehen lernen

Von Michael Wruss, 29. Juli 2017, 00:04 Uhr
Mit Mozart die Gegenwart verstehen lernen
Gansch (l.) und Crebassa Bild: APA

Salzburger Festspiele: Stehende Ovationen für "La Clemenza di Tito" von Sellars/Currentzis in der Felsenreitschule.

Mozarts letzte Oper "La Clemenza di Tito" wird oft fälschlicherweise als Huldigungsoper im herkömmlichen Sinn, als Rückfall in längst vergangene Operntraditionen verstanden und nur selten als das moderne Musikdrama gesehen, das es eigentlich ist. Augen und Ohren haben am Donnerstag bei der Eröffnungspremiere der Salzburger Festspiele Peter Sellars und Teodor Currentzis geöffnet, die in vielfacher Weise dem Werk auf den Grund gegangen sind und es in der wahrscheinlich einzig möglichen Form interpretierten. Nämlich als das, was es schon zu seiner Premiere war – ein Spiegel der Zeit, der die Ideen der Aufklärung ungeschminkt vor kaiserlichem Publikum gezeigt und dabei das absolute System hinterfragt hat. Immerhin wird auf den Kaiser ein Attentat verübt – damit war nicht nur der historische Tito gemeint, sondern – da man in zeitgenössischen Kleidern agiert – der gerade zum Böhmischen König gekrönte Leopold II. Nicht in dem Sinn, die Nachbarn zum Kaisermord anzustiften, sondern subtil die vermeintliche Mildtätigkeit des Regimes zu bezweifeln. So spielt auch bei Peter Sellars das Stück im Heute, verschärft durch die Flüchtlingstragödien.

Servilia und Sesto sind nicht von ungefähr zwei aus dem Flüchtlingstreck, an denen Titus Gefallen findet und ihnen Vertrauen schenkt. Vertrauen, das missbraucht wird und zum Anschlag führt. Hier geht es nicht um Kritik, dass Asylsuchende Terroristen sind oder dazu werden. Vielmehr stöbert Sellars zwischenmenschliche Konflikte auf, die zwischen Liebe, Treue und Freiheit schwanken. Sellars geht weit über das von Mazzolà bearbeitete Metastasio-Libretto hinaus und versucht zwischen den Zeilen zu lesen, was bereits Mozart musikalisch auszudrücken versucht hat. Dennoch scheint ihm die Musik nicht zu genügen. Er entschloss sich mit Teodor Currentzis, Ausschnitte aus der c-Moll-Messe wie auch die Mauerische Trauermusik zu integrieren, die unglaubliche Stimmungen hervorbrachten.

Mit nur wenig Bühnenelementen, die sich aus dem Boden schraubten, gelang George Tsypin ein Raum, der Enge und Weite suggerierte und die Emotionen stimmig spiegelte. Simpel, aber grandios. Die stehenden Ovationen dafür lagen auch an der gleichsam exzentrischen wie stimmigen musikalischen Interpretation durch Teodor Currentzis: zügig, aber auch Atem für Freiräume lassend – wie bei der berühmten Parto-Arie, die aufgrund der großartigen Marianne Crebassa (als Sesto beeindruckendste Leistung des Abends) zum ergreifenden Ereignis wurde. Currentzis eröffnete mit musicAeterna der Oper Perm samt Chor spannende Details. So gelang es auch, die Sänger zu Bestleistungen herauszufordern. Neben Crebassa vor allem Russell Thomas, der als Titius begeisterte. Intensiv auch Golda Schultz als Vitelia, Christina Gansch als Servilia und Jeanine De Bique als Annio. Blass hingegen Willard White als Publio. Modernes Musiktheater, das sich in keiner Weise mit der Musik schlägt, sondern diese erst verständlich macht. Zurecht der frenetische Applaus.

Salzburger Festspiele: "La Clemenza di Tito", Oper von W.A. Mozart, Premiere 27.7.

OÖN Bewertung:

 

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1  Kommentar
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Bergonzi (4.578 Kommentare)
am 29.07.2017 07:49

war eine üble Sache,

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