Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

"Meistersinger" als Weckruf gegen Antisemitismus

27. Juli 2017, 00:04 Uhr
"Meistersinger" als Weckruf gegen Antisemitismus
Günther Groissböck (sitzend) als Goldschmied Veit Pogner. Bild: (BF)

Bayreuth: Viel Jubel und einige Buhrufe für die Eröffnungsoper der Richard-Wagner-Festspiele auf dem Grünen Hügel.

Keine Skandale, keine kurzfristigen Absagen, nicht einmal aufwühlende Interviews, über die sich Festspiel-Chefin Katharina Wagner ärgern muss. Das ist neu in Bayreuth. Die nächste Neuigkeit war Barrie Kosky. Mit dem australischen Chef der Komischen Oper Berlin inszenierte erstmals ein jüdischer Regisseur auf dem Grünen Hügel. Am Dienstag wurde seine Eröffnungsproduktion von Richard Wagners "Die Meistersinger von Nürnberg" vor allem bejubelt, bis auf vereinzelte Buhrufe.

Im zweiten Aufzug gibt es eine der turbulentesten Chorszenen der Operngeschichte. Zu furioser Musik wird der Stadtschreiber und Meistersinger-Juror Sixtus Beckmesser, dem Wagner antisemitische Züge gegeben hatte, verprügelt. Kosky lässt dem verletzt am Boden kauernden Beckmesser einen riesigen Puppenkopf überstülpen. Es entfaltet sich eine hakennasige Karikatur des "ewigen Juden". Der Regisseur lässt keinen Zweifel daran, wie er seine Deutung von Wagners einziger komischer Oper versteht: als eindringlichen Weckruf gegen Antisemitismus und Fremdenhass.

"Meistersinger" als Weckruf gegen Antisemitismus
Beckmesser mit antisemitischer Judenmaske Bild: (BF)

Beckmesser mit antisemitischer Judenmaske (BF)

Den ersten Aufzug verlegt Kosky in Wagners Villa Wahnfried. Dort haben sich dessen Familie und Freunde zu einer Privataufführung der "Meistersinger" versammelt. Unter ihnen Gattin Cosima, Schwiegervater Franz Liszt und Dirigent Hermann Levi. Levi verwandelt sich in Beckmesser, Cosima in Eva, Liszt in Veit Pogner und Wagner selbst in Hans Sachs, den Hüter der "deutschen Kunst", mit dem sich der Komponist identifiziert haben soll.

Am Ende des eher harmlosen ersten Aufzugs fährt die Wahnfried-Puppenstube nach hinten, während sich die Wände jenes Gerichtssaals herabsenken, in denen die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse stattgefunden haben. Nürnberg war, wie Kosky in Erinnerung ruft, nicht nur Sehnsuchtsort eines urdeutschen Ideal-Mittelalters, sondern auch die Stadt der Reichsparteitage und Rassengesetze. Die Sänger-Besetzung entspricht der Wagner-Champions-League: Michael Volle als Hans Sachs, Günther Groissböck als Pogner, Johannes Martin Kränzle als Beckmesser, Klaus Florian Vogt als Stolzing. Philippe Jordan, Chef der Pariser Oper und der Wiener Symphoniker, bot als Dirigent des Bayreuther Orchesters eine entschlackte, nervige Interpretation. Manche Buhrufe galten auch ihm.

Bayreuth: "Die Meistersinger von Nürnberg", 25. 7.

OÖN Bewertung:

Tipp: "Hans Sachs" Michael Volle singt am 28. 7., 20 Uhr in der Pfarrkirche Vöcklamark Lieder von Gustav Mahler, Karten: 07667/6386, www.attergauer-kultursommer.at

 

mehr aus Kultur

Eckpfeiler der Demokratie eines Kunst-"Dreamteams"

Erfrischendes Chaos aus "Rhythmus und Rausch" bei den Tanztagen in Linz

McCartney und Lennon in Neuauflage: Söhne der Ex-Beatles machen gemeinsam Musik

"Salzburger Nachrichten"-Eigentümer Max Dasch gestorben

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

4  Kommentare
4  Kommentare
Die Kommentarfunktion steht von 22 bis 6 Uhr nicht zur Verfügung.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
kumpfuz (73 Kommentare)
am 27.07.2017 10:31

Demnach sind allfällige Buh's als antisemitischer Code zu verstehen. Kein Wunder, dass sich in dieser Ansammlung von Macht- und Meinungselite keiner traut.

lädt ...
melden
sol3 (13.727 Kommentare)
am 27.07.2017 15:29

In Wien wird bereits wiider für die Zerstörung Israels demonstriert. So wiederholt sich leider die Geschichte. Der neue Antisemitismus ist brandgefährlich.

lädt ...
melden
pepiboeck (3.209 Kommentare)
am 27.07.2017 08:24

Ich kann das Gelabere nicht mehr hören, die reichste Volksgruppe der Welt jammert ständig.

lädt ...
melden
sol3 (13.727 Kommentare)
am 27.07.2017 15:31

Das ist Blödsinn. Wnn Europa überleben will, muss es sich an Israel orientieren.

lädt ...
melden
Aktuelle Meldungen