"Meistersinger" als Weckruf gegen Antisemitismus
Bayreuth: Viel Jubel und einige Buhrufe für die Eröffnungsoper der Richard-Wagner-Festspiele auf dem Grünen Hügel.
Keine Skandale, keine kurzfristigen Absagen, nicht einmal aufwühlende Interviews, über die sich Festspiel-Chefin Katharina Wagner ärgern muss. Das ist neu in Bayreuth. Die nächste Neuigkeit war Barrie Kosky. Mit dem australischen Chef der Komischen Oper Berlin inszenierte erstmals ein jüdischer Regisseur auf dem Grünen Hügel. Am Dienstag wurde seine Eröffnungsproduktion von Richard Wagners "Die Meistersinger von Nürnberg" vor allem bejubelt, bis auf vereinzelte Buhrufe.
Im zweiten Aufzug gibt es eine der turbulentesten Chorszenen der Operngeschichte. Zu furioser Musik wird der Stadtschreiber und Meistersinger-Juror Sixtus Beckmesser, dem Wagner antisemitische Züge gegeben hatte, verprügelt. Kosky lässt dem verletzt am Boden kauernden Beckmesser einen riesigen Puppenkopf überstülpen. Es entfaltet sich eine hakennasige Karikatur des "ewigen Juden". Der Regisseur lässt keinen Zweifel daran, wie er seine Deutung von Wagners einziger komischer Oper versteht: als eindringlichen Weckruf gegen Antisemitismus und Fremdenhass.
Beckmesser mit antisemitischer Judenmaske (BF)
Den ersten Aufzug verlegt Kosky in Wagners Villa Wahnfried. Dort haben sich dessen Familie und Freunde zu einer Privataufführung der "Meistersinger" versammelt. Unter ihnen Gattin Cosima, Schwiegervater Franz Liszt und Dirigent Hermann Levi. Levi verwandelt sich in Beckmesser, Cosima in Eva, Liszt in Veit Pogner und Wagner selbst in Hans Sachs, den Hüter der "deutschen Kunst", mit dem sich der Komponist identifiziert haben soll.
Am Ende des eher harmlosen ersten Aufzugs fährt die Wahnfried-Puppenstube nach hinten, während sich die Wände jenes Gerichtssaals herabsenken, in denen die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse stattgefunden haben. Nürnberg war, wie Kosky in Erinnerung ruft, nicht nur Sehnsuchtsort eines urdeutschen Ideal-Mittelalters, sondern auch die Stadt der Reichsparteitage und Rassengesetze. Die Sänger-Besetzung entspricht der Wagner-Champions-League: Michael Volle als Hans Sachs, Günther Groissböck als Pogner, Johannes Martin Kränzle als Beckmesser, Klaus Florian Vogt als Stolzing. Philippe Jordan, Chef der Pariser Oper und der Wiener Symphoniker, bot als Dirigent des Bayreuther Orchesters eine entschlackte, nervige Interpretation. Manche Buhrufe galten auch ihm.
Bayreuth: "Die Meistersinger von Nürnberg", 25. 7.
OÖN Bewertung:
Tipp: "Hans Sachs" Michael Volle singt am 28. 7., 20 Uhr in der Pfarrkirche Vöcklamark Lieder von Gustav Mahler, Karten: 07667/6386, www.attergauer-kultursommer.at
Demnach sind allfällige Buh's als antisemitischer Code zu verstehen. Kein Wunder, dass sich in dieser Ansammlung von Macht- und Meinungselite keiner traut.
In Wien wird bereits wiider für die Zerstörung Israels demonstriert. So wiederholt sich leider die Geschichte. Der neue Antisemitismus ist brandgefährlich.
Ich kann das Gelabere nicht mehr hören, die reichste Volksgruppe der Welt jammert ständig.
Das ist Blödsinn. Wnn Europa überleben will, muss es sich an Israel orientieren.