Letzte Fahrt Riesenrad: Der Urfahraner Markt als Krimistoff
Sophia Scheers "Der Tote am Urfahraner Markt" ist ein Krimi mit vielen lokalen Verbindungen.
Nach einer Leich’ unterhalb des Neuen Doms in Linz und einer Mordserie in St. Florian hat die Linzer Autorin Sophia Scheer nun den Urfahraner Jahrmarkt als Schauplatz für ihr buntes Krimi-treiben mit besonderem Lokalbezug auserkoren.
Scheer, die mit richtigem Namen Ingeborg Rauchenberger heißt und Juristin ist, greift wieder auf ihre lockerleichte, freche Sprachmelodie zurück, wenn sie ihre beiden Kriminalbeamten Diana J. Pölz und ihren Mitarbeiter – eigentlich "Gegenarbeiter" – Karl-Heinz See ermitteln lässt. Eigentlicher Hauptschauplatz ist allerdings das Hotel "Zur Sensenwirtin" in St. Magdalena. Dort wird im Tresor der Honeymoon-Suite von deutschen Urlaubern eine abgehackte Menschenhand gefunden. Rein zufällig halten dort zum selben Zeitpunkt die beiden Kriminalisten für die Führungsriege eines Betriebes ein Seminar für gelungene Verhandlungsführung.
In diesem Betrieb herrscht offenbar eine Sodom-und-Gomorrha-Mentalität vor, jeder agiert gegen jeden und einige wenige – auch intim – miteinander. Der größte Kotzbrocken der Firma, ein Geizhals namens Rudolf Saxenpichler, überlebt dann eine Fahrt im Riesenrad nicht.
Es ist also eine sehr kleine, überschaubare Welt, die Sophia Scheer da beschreibt. Wie in einem Kokon spinnen sich die Netze um Verdächtige, die alle irgendwie miteinander zu tun haben, enger.
Und weil sie eben so klein ist, diese Welt, fragt man sich unter anderem, warum es im beschaulichen St. Magdalena keinem aufgefallen ist, dass eine Frau seit Monaten untergetaucht ist. Auch Kommissar Zufall ermittelt häufig. Trotzdem: ein feiner, witzig-süffisanter, kurzweiliger, mit vielen lokalen Verbindungen ausgestatteter Krimi, bestens geeignet als gehobene Urlaubslektüre.
Sophia Scheer: "Der Tote am Urfahraner Markt", Krimi, 272 Seiten, Verlag emons, 12,30 Euro
OÖN Bewertung:
Lesung
Die Linzer Autorin Sophia Scheer liest aus ihrem Roman „Der Tote am Urfahraner Markt“ am 11. Mai, 20 Uhr, bei der Ausstellung „Urfahraner Markt – 200 Jahre Linzer Lustbarkeiten“ im Stadtmuseum Nordico.
Die von den OÖNachrichten präsentierte Schau ist noch bis 21. Mai im Nordico zu sehen.
Als Krimi könnte man das Buch beschreiben, wäre es aber nicht so Linzlastig gewesen, hätte ich es nicht meiner Frau weitergegeben..