Heiratspolitik eines Fleischselchers
Kulturfabrik Helfenberg: Nestroys "Liebesgeschichten und Heiratssachen".
Nestroy sei der Shakespeare Österreichs, sagt John F. Kutil. Der Regisseur hat auch sichtlich Spaß daran, die 1843 im Theater an der Wien uraufgeführte Posse mit Gesang "Liebesgeschichten und Heiratssachen" ab 25. Juli in der Helfenberger Kulturfabrik auf die Bühne zu bringen.
Die feine Mühlviertler Adresse für hochwertiges Sommertheater hat wieder ein bemerkenswertes Ensemble eingeladen: "Theater des Kindes"-Chef Andreas Baumgartner ist in der Rolle des zu Geld, Ansehen und Schloss gekommenen Fleischselchers Florian Fett zu erleben, dessen Familie von Liebeleien zerzaust wird: Fetts Tochter Fanny (Sofie Pint) ist in den Kaufmannssohn Anton (David Fuchs) verknallt. Die entfernte Verwandte Ulrike (Sabrina Rupp) liebt den scheinbar mittellosen Sekretär Alfred (Alexander Knaipp), und der "Viechkerl" Nebel (Stefan Lasko), hat ein Auge auf Lucia Distel (Brigitta Waschnig), Fetts unattraktive, aber vermögende Schwägerin, geworfen. Die amourösen Eskapaden werden von Fett durchkreuzt und seinen wirtschaftlichen Interessen unterworfen: Aus flüchtigen Liebesgeschichten sollen handfeste Heiratssachen werden. Der bekennende Schuft Nebel durchschaut die Gesetze dieser Gesellschaft und bedient sich ihrer Mechanismen.
Ein Drittel der Karten für die 14 Vorstellungen ist bereits weg. Ein Publikumserfolg ist für die Helfenberger auch wegen der Kulturbudget-Kürzungen des Landes lebensnotwendig. Auch deshalb wurde ein publikumswirksamer Nestroy ausgesucht. Kutil: "Für die Großen wie fürs Landestheater sind es 10 Prozent weniger, für uns de facto 30 Prozent. Beim Land hat man uns geraten: Na, dann verkaufts halt mehr Karten." (pg)
Kulturfabrik Helfenberg: "Liebesgeschichten und Heiratssachen", Posse mit Gesang von Johann Nestroy, Premiere: 25. Juli, weitere Termine: 27. bis 29. Juli, 1. bis 5. und 8. bis 12. August, Karten: www.theaterinderkulturfabrik.at, Tel: 0680/3359236.