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Für die Pressefreiheit alles riskiert

Von Nora Bruckmüller, 23. Februar 2018, 00:04 Uhr
Für die Pressefreiheit alles riskiert
Die zum 21. Mal oscar-nominierte Meryl Streep als Herausgeberin Bild: UPI

"Die Verlegerin": Der oscar-nominierte Film ist ein fast durchgehend gutes Mediendrama.

"Die Verlegerin" ist ein Kinofilm, den die Welt gerade jetzt braucht. Nicht nur, weil das Werk von Star-Regisseur Steven Spielberg die Zuschauer ordentlich unterhält, sondern weil es zeigt, dass die Pressefreiheit ein hohes Gut ist. Eines, um das stets neu gekämpft werden muss. So wie es der Journalist Deniz Yücel tat, der erst vergangene Woche nach mehr als einem Jahr U-Haft wegen angeblicher "Terrorpropaganda" in der Türkei aus dem Gefängnis frei kam.

Schmerzhafte, echte Folgen

"Die Verlegerin" spielt 1971 und erzählt auf intime, authentische Weise, wie die titelgebende Verlegerin der "Washington Post", Kay Graham, und ihr Chefredakteur Ben Bradlee (mehr unten) die Entscheidung getroffen haben, eine geheime Studie zum Vietnam-Krieg zu veröffentlichen, die das belegte, was jeder spürte. In den Worten von Graham zu ihrem "Vertrauten" und Verteidigungsminister: "Dieser Krieg war nicht zu gewinnen, und ihr habt die Burschen in den Tod geschickt."

Es sind Momente wie diese, die diesen Film stark machen. Weil sie vielschichtige Verbindungen auf den Punkt bringen – zwischen realen Tragödien und im Warmen sitzenden Machtinhabern, zwischen dem Wissen Eingeweihter und jenen, die die Pflicht spüren, das öffentlich zu machen. Es war ein großes Glück, dass sich Graham und Bradlee, den ein mit Verve und glaubwürdig burschikosem Zynismus aufspielender Tom Hanks gibt, für diesen richtigen Schritt entschieden haben.

Für die Pressefreiheit alles riskiert
Tom Hanks als der legendäre "Washington Post"-Chefredakteur Ben Bradlee Bild: UPI

Tom Hanks als der legendäre "Washington Post"-Chefredakteur Ben Bradlee

Doch der Clou ist, dass Spielberg die Notwendigkeit erkannte, in die Untiefen des aufreibenden Prozesses zu schauen. Seine Ausgangslage war verheerend. Zunächst war in den USA, unter Präsidenten Richard Nixon, gerichtlich verfügt worden, dass die "New York Times" nicht über die Studie berichten durfte, das Traditionsblatt hatte den Knüller bereits vor der "Post". Dieser war jedoch dank Reporter Ben Bagdikian, ein glänzend raffinierter wie ruhiger Bob Odenkirk ("Breaking Bad"), gelungen, an das 7000 Seiten starke Originaldokument zu gelangen. Ihre Veröffentlichung barg für die "Post" dasselbe Risiko wie für die "Times" – Graham und Bradlee hätte Haft drohen und die finanziell schwächelnde Zeitung hätte Investoren verlieren können, Graham das Erbe ihrer Familie.

In der Redaktion, der Druckerei, in Bradlees und Grahams Häusern entwickelt sich so ein packendes Kammerspiel, in dem ethische, rechtliche und gesellschaftspolitische Grenzen gezogen werden. Man wird Zeuge einer hitzigen, leidenschaftlichen Debatte, ausgetragen von Angesicht zu Angesicht, zur Not über das Festnetz. Am Ende ist es Graham, die das Sagen hat, was nicht nur den polternden Männern erst klar werden musste, sondern auch ihr selbst.

Meryl Streep zeigt das in einer bemerkenswerten Entwicklung – von der zerbrechlichen Frau im Abseits zur harten Entscheiderin. Das tröstet über den durchaus klischeebeladenen, trägen Start des Films hinweg, in dem Redakteure stets vom Stress gebeugt rennen müssen. Journalismus ist aber nie ein Sprint, sondern ein Marathon – 365 Tage im Jahr.

"Die Verlegerin": USA 2017, 115 M., Regie: S. Spielberg

OÖN Bewertung:

 

Trailer: 

Hintergrund zu Film, Handelnden Personen und den Geheimpapieren der "Post"

Als "Pentagon Papers" wurde die geheime, von der US-Regierung in Auftrag gegebene Studie über den Vietnamkrieg bezeichnet. Sie zeigte, dass mehrere Präsidenten – von John F. Kennedy, Lyndon B. Johnson bis Richard Nixon – wussten, dass der Krieg nicht zu gewinnen war.

Der Informant, der die Medien unterrichtete, war Daniel Ellsberg, hochrangiger Mitarbeiter im Verteidigungsministerium, der zur Friedensbewegung übergelaufen war. Die "New York Times" berichteten am 13. Juni 1971 erstmals über Teile der Studie, es gelang der Regierung, die Berichterstattung einer Zeitung per Gerichtsbeschluss zu unterbinden. Die "Post" zog am 18. Juni nach. Nixon ließ später alle Gespräche im Weißen Haus aufnehmen, was im Watergate-Skandal endete.

Ben Bradlee war jener "Post"- Chefredakteur (1921–2014), der die Reporter Bob Woodward und Carl Bernstein darauf ansetzte.

Kay Graham (1917–2001) sollte nie Verlegerin werden, sie übernahm als 45-Jährige nach dem Tod ihres Mannes. 1998 erhielt sie den Pulitzer-Preis.

 

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