Ein Virtuose auf dem Brummeisen
Vor genau 25 Jahren hat Manfred Rußmann die Mollner Maultrommler gegründet und damit der echten Volksmusik einen neuen Klang gegeben..
Der die Maultrommeln baut: Ist es nicht so? Eine Maultrommel hat man im Haus. Doch die Halbwertszeit des Brummeisens ist überschaubar. Ein Ton ist dem Instrument schnell entlockt, ein paar improvisierte Rhythmen auch. Und das war es meistens auch schon. Nicht bei Manfred Rußmann. Wie es sich für einen echten Mollner gehört, hat er eine Maultrommel in die Hände bekommen. Um daran hängen zu bleiben. Heute kann der verheiratete Vater von drei Kindern sein Instrument so virtuos spielen wie vielleicht noch eine Handvoll weiterer Freaks in Österreich.
Tatsächlich ist es so, dass der 48-Jährige beim Spielen bis zu vier Maultrommeln bedient und seinen Brummeisen mit Atemtechnik und Mundbewegungen ungeahnte Töne entlockt. "Gelernt habe ich in Bayern bei Günther Arnold, später habe ich mir diese Musik von Kassetten und CDs heruntergehört. Der Rest ist autodidaktisch dazugekommen", sagt Rußmann.
Ein Instrument im Aufschwung
Mit viel Liebe zum Improvisieren und neuen Spielweisen hat er der heimischen, echten Volksmusik einen neuen Klang gegeben. Allerdings nicht allein. Zunächst trat der gelernte Klarinettist mit seinem Bruder Robert, einem Tubisten, auf. Das war vor genau 25 Jahren. Heute sind die Mollner Maultrommler zu viert. Der Perkussionist Christoph Köpf und Volker Klein (Steirische) komplettieren das Quartett. Gespielt wird frei, Noten gibt es keine. Reproduktion sei nicht so seins, merkt Rußmann dazu an. Wiewohl es ihn manchmal dann schon wurmt, dass er eine gute Idee gehabt hat und die dann irgendwann wieder "verschwunden" war.
Die Maultrommel hat nicht zuletzt durch die groovige Volksmusik der Mollner, eine Mischung aus Heimatklängen und fremden Sounds, einen Aufschwung erlebt. Attwenger und Hubert von Goisern griffen und greifen bei ihren Konzerten gerne zum kleinen Instrument. "Das hat viele Junge zur Maultrommel gebracht", freut sich Rußmann, der auch bei Seminaren sein Können weitergibt.
Die Mollner Maultrommler haben bei Weltmusik-Festivals auf der ganzen Welt begeistert und es mit ihren Konzerten ins Wiener Konzerthaus und ins Linzer Brucknerhaus geschafft. Eines wollten sie aber nie: sich professionell vermarkten. Rußmann: "Am Anfang habe ich darin eine Marktlücke gesehen, später einen kulturellen Auftrag." Das in Molln aus Eisendraht, anderswo auch aus Bambus gefertigte Instrument hat eine Geschichte von rund 2000 Jahren: Schamanen in der heutigen russischen Republik Jakutien (Sibirien) sollen sie verwendet haben. Wobei in der Steyrtalgemeinde die "Mundharfe" ob ihres betörenden Klangs einst auch für ganz profane Dinge zweckentfremdet verwendet worden ist: zum Fensterln.
Mollner Maultrommler
Die Mollner Maultrommler feiern ihr 25-jähriges Bestandsjubiläum mit einem Open-Air-Konzert beim HoisnHaus in Molln.
Am 26. August ab 19 Uhr (Einlass 18 Uhr) spielen neben den Hausherren die „Brummeisenflüsterer“ und das „y-project“ aus Österreich sowie die „Folk Brothers“ aus Indien. Bei Schlechtwetter findet die Veranstaltung im Nationalparkzentrum Molln statt.
Karten: Christines Postshop, Kirchenplatz in Molln, im Internet unter www.eventjet.at und an der Abendkasse.
Der die Maultrommeln baut - Franz Wimmer, einer der Letzten seiner Zunft