Dschungelcamp als "Formation freiwilliger Erniedrigung"
"Ich bin ein Star – holt mich hier raus" startet heute (RTL, 21.15 Uhr) in die elfte Staffel. Philosoph Franz Schuh schaut den Kandidaten beim Kakerlaken-Verspeisen zu.
Er ist einer der klügsten Köpfe Österreichs und einer Sendung verfallen, die immer noch mit ihrem schlechten Image kokettiert: Der Philosoph und Autor Franz Schuh analysiert für die OÖNachrichten das "Dschungelcamp", das heute um 21.15 Uhr auf RTL als "Ich bin ein Star – holt mich hier raus" in seine 11. Auflage startet. Moderiert wird das Fest der Eitelkeiten und Festmahl an Grauslichkeiten wieder von Sonja Zietlow und Daniel Hartwich.
OÖN: Wenn das Dschungelcamp heute Abend startet, sitzen Sie vor dem Fernseher.
Franz Schuh: Nein, das Dschungelcamp gehört nicht zu den Dingen, die ich systematisch anblicke, sondern ich sehe immer nur Fetzen vom Dschungelcamp, die mit dem standhalten, was ich zu ertragen in der Lage bin. Diese Montage, die dann von meinen Sehgewohnheiten gesetzt wird, ergibt einen eigenen Effekt. Einen Effekt, der die Wirkung eher verstärkt. Denn das Dschungelcamp ist, entgegen allen Vorstellungen, die davon entwickelt werden, langweilig.
Und dennoch ist es eine wichtige Sendung, haben Sie gesagt.
Für mich ist es eine außerordentlich wichtige Sendung, das hat eine Art von ideologischem Grund. Ich bin der Meinung, dass alle Gesellschaften Erniedrigungen ihrer Mitglieder plausibel machen müssen. Weil man ja nie weiß, wann Menschen in Massen zu erniedrigen sind – aus politischen oder anderen Gründen –, muss man Vorsorge treffen und eine Avantgarde von Leuten finden, die bereit sind, sich freiwillig erniedrigen zu lassen, so dass eine gewisse Gewöhnung des Mainstreams an Erniedrigung gegeben sein kann. Das Dschungelcamp ist sozusagen machiavellistisch gesehen eine interessante Formation von freiwilliger Erniedrigung, von einem Degradierungsritual, das von den Beteiligten ertragen wird, weil sie bezahlt werden. Hier wird durch Geld kompensiert, dass Menschen ihre Menschenwürde verlieren.
Die Mitwirkenden...
Wer wird eigentlich gedemütigt? Das ist eine sogenannte B- oder C-Prominenz. Also, das sind Leute, die versucht haben, nach oben zu kommen im Kampf um sogenanntes Aufmerksamkeitskapital, die aber auch richtige Kohle wollten. Leute, die eigentlich nichts können, sondern nur für das "Prominent-Sein" prominent sind. Das sind ganz wichtige Personen für die derzeitige Kulturindustrie. Diese Leute, da sie nichts können, können vom jeweiligen Journalismus in die Höhe gehoben oder abgeschafft werden. Sehr wichtig an der Sendung sind diese beiden Einpeitscher, die sich lustig machen über die für viel Geld unter Druck stehenden Menschen. Das ist in einer kapitalistischen Gesellschaft, in einer Konkurrenzgesellschaft, in der die Menschen um Arbeitsplätze konkurrieren, natürlich ein Anheizen der eigenen Ressentiments, aber als Zuschauer steht man auf Seiten der Sieger. Solche Leute werden dazu verwendet, das Degradierungsritual anzuheizen. Es geht immer ums Ressentiment, in einer Kultur, in der die Schwächeren über die noch Schwächeren triumphieren.
Diese Menschen, die diese Degradierung freiwillig annehmen, fühlen sich oft als Sieger. Werden sie von unserer Gesellschaft auch als Sieger gesehen?
Das ist eines der merkwürdigsten Dinge. Es ist vollkommen faszinierend, die machen da "Deutschland sucht den Superstar", das ist Glimmer, Glamour und rauskommen tut gar nichts. Einer, der zwei-, dreimal singt und dann vergessen wird. Aber da werden Menschen nach Begabungen ausgewählt, und im Dschungelcamp werden Menschen nach Duldungsqualität ausgewählt. Das ist eine wichtige Unterscheidung.
Warum schauen Sie das Dschungelcamp?
Um solche Analysen über diese Gesellschaft, in der wir leben, abgeben zu können.
Bei Ihnen läuft der Fernseher einige Stunden am Tag. Welche Zwecke soll TV für Sie erfüllen?
Der plätschernde Lärm gibt mir das Gefühl, dass ich nicht ganz alleine im Turm hocke. Es ist ein wesentliches Medium, das sagt, ich bin nicht einsam, sondern zugehörig, und diese Langeweile, die wir in dieser Gesellschaft produzieren – anständige Menschen behaupten ja, es wäre ihnen nie langweilig, weil sie ein solches Innenleben haben, dass ihnen nie langweilig ist –, muss kompensiert werden. Dann gibt es etwas, wozu dieses Medium in der Tat ideal geeignet ist, das kann man den Schock der Zerstreuung nennen.
Schuh ist Kult!
Habe in den OÖN noch nie eine Kritik an der völlig bescheuerten B.Karlichsendung gelesen.Die Dschungelsendung wird wenigstens nicht von Zwangsgebühren finanziert und wenns sogar von einem Philosophen gesehen wird,zu Studienzwecken sagt er.....
wer entscheidet ob jemand klug ist oder nicht ? die OÖ Nachrichten ?
der letzte dreck, der sich für so etwas hergibt.
So einen Sch... schaue ich mir sowieso nicht an
i a ned ..
endlich wieder eine realistische Sendung, die zeigt wie unsere Gesellschaft wirklich tickt
es gibt ehe kein Unterschied ob die Käfer im Dschungelcamp " gefressen " werden oder anderswo auf der Welt
die ex Promi kassieren aber ein schönes Körberlgeld ..
Endlich. Die einzige Sendung im Privatfernsehen....Und die Kandidaten werden nicht weniger, das ist gut so!