Drei Ikonen der Wiener Moderne und "Zwei Liegende" als Stargäste
Das Linzer Kunstmuseum Lentos zeigt wertvolle Werke von Klimt, Schiele und Moser.
"Warum zeigen wir unsere Schätze nicht selbst?", habe sie sich gefragt, als Anfang 2017 Anfragen aus aller Welt für Werke aus der Sammlung des Lentos an sie herangetragen wurden, sagte Kuratorin Elisabeth Nowak-Thaller bei der gestrigen Pressekonferenz. Diese Idee war der Anstoß für die gestern eröffnete Ausstellung "Gesammelte Schönheiten". Anlässlich des 100. Todestages von Gustav Klimt, Koloman Moser und Egon Schiele präsentiert das Linzer Kunstmuseum 76 Werke dieser Ikonen der Wiener Moderne.
Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer (ÖVP) sprach von der "aufregendsten Ausstellung seit Längerem" und spielte damit auf einen Höhepunkt der Schau an: Eine Zeichnung von Gustav Klimt, die mehr als 50 Jahre lang verschollen war, ist nun im Lentos zu bewundern. Eine Sekretärin der Neuen Galerie Linz hatte die Zeichnung mit dem Titel "Zwei Liegende" einst von Museumsdirektor Walter Kasten als "Schweigeprämie" erhalten und bis zu ihrem Tod in ihrer Wohnung versteckt.
Empfindliche Meisterwerke
Im Untergeschoß des Lentos ist die Zeichnung nun prominent platziert, zusammen mit anderen Werken wie u.a. Studien und Vorzeichnungen für Gemälde von Klimt, einer Madonnendarstellung von Moser sowie Akten und Selbstporträts von Schiele. Die wertvollen Grafiken dürfen aus konservatorischen Gründen nur wenig Licht ausgesetzt werden und sind daher selten in Ausstellungen zu sehen.
"Zwei Liegende" (um 1916/17) von Gustav Klimt
Ganz spurlos ist die unfachgerechte Lagerung nicht an Klimts "Zwei Liegenden" vorübergegangen: Das Werk habe "einen leichten Lichtschaden", das Papier sei nachgedunkelt, sagt Lentos-Restaurator Andreas Strohammer. Im Obergeschoß werden die Gemälde gezeigt, darunter das wertvollste Stück der Sammlung: Egon Schieles Doppelbildnis von Vater und Sohn Heinrich und Otto Benesch. Ein eindrucksvolles Werk, das die Charaktere der Dargestellten durch die Komposition – der dominant wirkende Vater hält einen Arm vor den zurückhaltend blickenden Sohn – thematisiert.
"Bildnis Trude Engel" (1913) von Egon Schiele
Besonders interessant ist auch die Dokumentation der Untersuchung von Schieles Gemälde "Bildnis Trude Engel", die Restaurator Strohammer durchgeführt hat. Mit Röntgenstrahlen entdeckte er unter dem Mädchenporträt einen übermalten Totenschädel. Schiele hatte für das Bildnis der Tochter seines Zahnarztes eine Leinwand "wiederverwendet". Außerdem wies das Bild Einstiche auf, die der Legende nach von einer Messerattacke der Dargestellten selbst stammen sollen, die mit dem Ergebnis nicht zufrieden war. An der Rückseite des Bildes sieht man die geflickten Stellen.
Im Lentos werden nun das Werk und die Röntgenbilder auf einer Stellwand gezeigt. Eine anschauliche Präsentation dieser spannenden kunsttechnologischen (Detektiv-)Arbeit. Außerdem zu sehen sind u.a. "Obstgarten am Abend" (1898) und "Kühe im Stall" (1900) von Gustav Klimt (beide Motive fand der Maler auf Sommerfrische in Oberösterreich) sowie ein Selbstbildnis (1914) und eine "Venus in der Grotte" (1916) von Moser.
"Venus in der Grotte III" (1916) von Koloman Moser
Die Ausstellung zeigt aber nicht nur Originale, sondern beschäftigt sich auch mit deren Herkunft, also mit den Sammlern, auf die die Bestände von Lentos und Landesmuseum zurückgehen. Ein eigener Raum im Obergeschoß widmet sich dem Thema der Provenienzforschung. (hw)
Ausstellung: "1918 – Klimt. Moser. Schiele. Gesammelte Schönheiten", bis 21. 5., Kunstmuseum Lentos, Ernst-Koref-Promenade 1; Di-So 10-18, Do 10-21 Uhr
Falls wieder eine Schiele verschenkt wird, ich melde mich gleich als freiwilliger Empfänger.