"Als wäre ich ein Superstar"
Crossing Europe: Das gestern eröffnete Filmfest rückt heute Martin Habacher in den Fokus, dem sein Rollstuhl starke Präsenz verleiht.
"Unsere Filme können Empathie schaffen und uns demütig über den eigenen Tellerrand schauen lassen", sagte Christine Dollhofer gestern bei der Eröffnung des Crossing Europe im vollen Saal des Ursulinenhofs.
Die Intendantin betonte damit einmal mehr die Chance, die das Linzer Filmfest bis 30. April bietet – zu erfahren, was den Kontinent bewegt. Werke aus 43 Ländern lassen dabei nicht nur Unsichtbares greifbar werden – Ängste, Hoffnungen, Liebe. Sie rücken auch längst Sichtbares in den Fokus, dem einmal mehr nachgespürt werden kann und durchaus sollte.
Heute ist etwa der von Regisseur Stefan Wolner realisierte Film MABACHER – #UNGEBROCHEN (18 Uhr, Ursulinensaal) zu sehen. Protagonist Martin Habacher führt ein äußerst sichtbares Leben. Einerseits, weil der selbständige Social-Media-Berater und leidenschaftliche YouTuber, 40, offen auf virtuellen Kanälen in Erscheinung tritt. Andererseits, weil der aus Kremsmünster stammende Wahlwiener jenseits der Datenautobahnen mit einem Rollstuhl mobil ist. Der 90 Zentimeter große Mann hat Osteogenesis imperfecta ("Glasknochenkrankheit").
Auf die OÖNachrichten-Frage, wie es jemandem mit seiner Präsenz gehe, sagt er lachend: "Als wäre ich ein Superstar. Egal, wo ich hingehe, ich bin sichtbar." Noch heute werde er mit Sprüchen wie "Hey, alter Studienkollege! Was geht?" begrüßt. "Nur weil ich ein Semester lang einmal pro Woche in einem Raum mit tausend anderen Studenten gesessen bin." Bei dem Raum handelt es sich um das Audimax der Universität Wien, wo Habacher Publizistik studiert hat. Früher lebte er in Altenhof am Hausruck, im assista-Stammhaus "Das Dorf". Wer im Audimax dabei war, weiß allerdings, dass Habacher auch aufgefallen ist, weil er gerne mit den Vortragenden diskutiert hat. "Ja", sagt er, "natürlich war ich immer einer, der die Klappe offen hatte."
Martin Habacher hat die gute, Eigenschaft, zu sagen, was er sich denkt. Auch über die Bezeichnung "Menschen mit besonderen Bedürfnissen": "Das ist absoluter Blödsinn! Menschen mit Behinderung haben genauso Hunger, Durst, Bedürfnis nach Anerkennung, Sexualität, Zufriedenheit, Glück wie jeder andere auch." Es gibt keine anderen Bedürfnisse, sondern eine Behinderung. "Und die gibt ist zu 80 Prozent aufgrund einer Welt, die für Nicht-Behinderte ausgelegt ist."
Christine Dollhofer über die Chancen, die das Crossing Europe bietet