"Alice" – Eine Ausstellung, wie sie im Buche steht
Am Samstag eröffnet im OÖ Kulturquartier die verzaubernde Sinnesrausch-Schau "ALICE verdrehte Welt".
"Ich bin nicht verrückt, meine Realität ist einfach eine andere als deine", sagt die Grinsekatze in Lewis Carrolls 1865 erschienenem Buch "Alice im Wunderland". Das OÖ Kulturquartier spannt dieses Zitat konsequent über seine Sinnesrausch-Ausstellung "ALICE verdrehte Welt", die am Samstag eröffnet. Zeitgenössische Kunst, kindliches Staunen und erwachsenes Grübeln finden zueinander. Planen Sie zwei Stunden ein, die Ihre Erlebnisroutinen bereichern.
Kulturquartier-Chef Martin Sturm öffnete den Kuratorinnen Genoveva Rückert und Katharina Lackner den gesamten Gebäudekomplex, vom Keller der ehemaligen u\\hof:-Bühne bis zum Dachboden der Ursulinenkirche. Baukünstler Jürg Conzett, der schon 2011 die Höhenrausch-Holzbrücke gestaltet hat, verband die für die Öffentlichkeit noch nie zugänglichen Räume mit Holzstegen und -treppen. Beim Haupteingang schlüpft der Besucher durch die Öffnung in einer pinken Wand und startet in die Wunderkammern.
"Alice" in Filmen
Nachbilder im Kopf
"Das Kulturquartier löst mit diesem Sinnesrausch die Aufgabe, wie wir alle ein lebendiges Zentrum für Gegenwartskunst gerne sehen", sagte Landeshauptmann Thomas Stelzer gestern beim Journalisten-Rundgang. Stelzer muss das sagen, das Kulturquartier gehört dem Land Oberösterreich, dennoch hat er recht. Spätestens bei "SOL", dem letzten von 34 Kunstwerken, ist die Wahrnehmung erweitert: Der in Chicago lebende Linzer Kurt Hentschläger hat einen stockdunklen Raum geschaffen, in dem er im Wechsel von Sinnesentzug und Stimulation (blitzende Licht-/Farbsequenzen) gravierende Nachbilder im Besucher-Kopf verursacht.
Hentschlägers Nachbilder im stockdunklen Raum
Auf dem Weg dorthin pflastern Alice-Zitate die Wände, durch Gucklöcher erspäht man Wunderland-Varianten – oder einen in einem Briefschlitz steckenden Hasen. Kunstuni-Vizerektor Frank Louis übertölpelt das optische Erfassen von Aggregatzuständen mit der Arbeit "Überfluss": Wie glitschige Masse rastet sein Steinzeugton in Schaffeln. Mischa Kuball irritiert das Tempogefühl mit drei Discokugeln und leuchtenden Wort-Fragmenten.
Video:
Im riesigen Spielraum können Familien mit Bällen herumtollen oder zur Alice-Teatime über das Erlebte plaudern. Einen Blick ins Private wagt auch Pipilotti Rist mit dem Miniatur-Zimmer "Deine Raumkapsel", und ein neuer Nachtclub kommt auch in die Stadt: "UNTEN" heißt das Projekt von Clemens Bauder, Julia Ransmayr und Markus Reindl, das ab morgen an 23 Freitagen im u\\hof:-Keller das Nachtleben der Tagträumerin Alice mit Performances, Tanz und Musik zu neuer Clubkultur verbindet. Mit dem Üblichen hatte Alice noch nie etwas am Hut.
Thomas Stelzer, Genoveva Rückert, Kira Schinko und Martin Sturm (v.l.) testen den Spielraum
"ALICE verdrehte Welt", 21.10.- 2.4.2018; Öffnungszeiten: Mo, Mi, Fr, Sa, So: 10-18 Uhr, Do: bis 20 Uhr, (10 Euro/8,50 Euro) Info: www.sinnesrausch.at, 0732/784178
Hat die Herzogin aus „Alice im Wunderland“ in einem Feuerball selbst den Kopf verloren? (Katharina Karner: „Lucky is a Lady“)