Sehr selten, aber doch möglich: Diagnose Brustkrebs beim Mann
Knapp ein Prozent aller Brustkrebserkrankungen trifft Männer – ihr Nachteil: Sie rechnen nicht damit und gehen oft nicht rechtzeitig zum Arzt.
Dass auch Männer an Brustkrebs erkranken können, erstaunt viele Menschen – die Betroffenen selbst, die Angehörigen und auch die vielen Gesunden. "Das ist auch der Grund, warum Männer meist viel Zeit verstreichen lassen, ehe sie zum Arzt gehen", sagt Ruth Helfgott, Interimistische Leiterin des Brustgesundheitszentrum im Ordensklinikum Barmherzige Schwester in Linz.
Knapp ein Prozent aller Brustkrebserkrankungen trifft Männer. "Wir hatten hier im Ordensklinikum 2015 sechs Patienten, im Vorjahr drei. Meist entdecken die Männer selbst, dass etwas an ihrer Brust nicht stimmt. Sie tasten einen Knoten, fühlen eine Veränderung im Brustgewebe und denken sich zunächst nichts.", sagt Helfgott, die erklärt, dass auch Männer ein Brustgewebe mit Drüsengängen hinter der Brustwarze haben.
Als Warnsignal gelten - wie bei Frauen - neben knotigen Veränderungen auch Flüssigkeitsabsonderungen aus der Brustwarze und kleine Entzündungen oder Wunden, die nicht abheilen wollen. Auch wenn sich die Brusthaut an der Brustwarze oder an einer anderen Stelle einzieht, kann das ein Gefahrenzeichen sein und sollte schnell abgeklärt werden.
Bei der Diagnose der Erkrankung sind Männer meist zwischen 70 und 80 Jahre alt, es gibt aber auch 50-Jährige mit Brustkrebs. Die Prognose von Männern mit dieser typischen Frauenerkrankung ist schlechter, weil die Diagnose sehr oft in einem schon fortgeschrittenen Stadium gestellt wird, wenn der Tumor groß ist und Lymphknoten befallen sind.
Diagnose und Therapie erfolgen genauso wie beim weiblichen Brustkrebs. "Natürlich ist die psychische Belastung für einen Mann groß, wenn er zum Ultraschall und zur Mammographie der Brust muss", sagt Helfgott.
Bei der Operation wird meist auch die Brustwarze entfernt. Nach der Operation wird festgelegt, welche Form der Therapie erfolgt. "Auch das ist wie bei den Frauen. Das Spektrum reicht von der Chemotherapie bis zur Antihormontherapie. "Letztere kommt bei Männern fast immer zum Einsatz, da fast alle männlichen Brusttumore hormonsensibel sind, das heißt, dass sie durch Östrogen zum Wachsen angefeuert werden", erklärt Helfgott.
Die Risikofaktoren für männlichen Brustkrebs: Genetische Risikofaktoren wie die bekannten BRCA Mutationen und Übergewicht. Die meisten männlichen Brustkrebspatienten müssen aber davon ausgehen, dass sich nicht klären lässt, wodurch die Krankheit genau ausgelöst wurde. Damit sitzen sie im gleichen Boot wie viele Brustkrebspatientinnen, die schlank sind, Sport treiben, wenig Alkohol trinken und gesund leben. Auch sie hätten nach der gängigen Risikobewertung gar nicht krank werden dürfen.
Für Betroffene und deren Angehörige gibt es das "Netzwerk Männer mit Brustkrebs" in Deutschland, dessen Ansprechperson für Österreich ich bin. Wir haben ein offenes Ohr und tauschen uns gerne über unsere Erfahrungen aus.
Siehe http://www.brustkrebs-beim-mann.de/kontakt/ansprechpartner/
Robert Glattau