Neue Medikamente am Start
Für 2018 haben Pharmafirmen um die Zulassung für zahlreiche neue Mittel angesucht. Wir geben einen kleinen Überblick.
Von der Idee bis zum fertigen Medikament ist es ein weiter Weg. Acht bis zwölf Jahre dauert es im Durchschnitt, bis ein Präparat Marktreife erzielt. "Die Kosten dafür belaufen sich jeweils auf eine bis eineinhalb Milliarden Euro", sagt Jan Oliver Huber, Generalsekretär von der Interessenvertretung der österreichischen pharmazeutischen Industrie Pharmig.
Europaweite Zulassungen
In der Phase eins werden die Medikamente an wenigen gesunden Menschen getestet, in der Phase zwei an einer kleinen Gruppe von Patienten, in der Phase drei an tausenden Patienten, meistens aus verschiedenen Ländern und Kontinenten. Während früher Zulassungen vor allem in den jeweiligen Staaten erfolgten, geschieht das heute europaweit. 2016 wurden 82 Medikamente mit 27 neuen Wirkstoffen zugelassen. Hier eine kleine Auswahl der Medikamente, die 2018 zu erwarten sind:
Biologische Arzneimittel: Sogenannte Biopharmazeutika werden bisher vor allem bei Krebs- und Autoimmunkrankheiten eingesetzt. Die pharmazeutische Forschung dringt jedoch nun auch in andere Indikationsbereiche wie zum Beispiel Asthma oder Allergien vor. Gerade für schwer kranke Patienten könnten sich dadurch ganz neue Behandlungsmöglichkeiten ergeben. In der globalen Entwicklungspipeline von forschenden Unternehmen befinden sich auch Projekte über Alzheimer, COPD, HIV und Schlaganfall.
Krebs: Aktuell befinden sich einige Medikamente im Zulassungsverfahren. So hat beispielsweise Erytech Pharma die Zulassung für Eryaspase gegen die lymphatische Leukämie im Oktober dieses Jahres beantragt. Dasselbe Medikament befindet sich auch in Phase II gegen die akute myeloische Leukämie und Bauchspeicheldrüsenkrebs. Avelumab wird gegen bösartigen Hautkrebs und Harnblasenkrebs wirken.
Multiple Sklerose: Das neue Medikament Mavenclad eröffnet seit Oktober in Österreich neue Behandlungsmethoden. Anfang Jänner erwartet Roche die europaweite Zulassung seines neuen Wirkstoffs Ocrelizumab.
Antibiotika: Für zwei Breitband-Antibiotika laufen in der EU die Zulassungsverfahren, weitere solche Antibiotika sind in der letzten Phase der klinischen Erprobung. Ein anderes Antibiotikum soll mit einem monoklonalen Antikörper eine schwere Durchfallerkrankung behandeln, die durch den Darmkeim Clostridium difficile verursacht wird.
Multiresistente/Antibiotika-resistente Keime: Bis 2019 stehen vier neue Antibiotika auf der Liste der zu erwartenden Medikamente. Drei dieser Antibiotika sollen vorwiegend sogenannte gramnegative Bakterien bekämpfen, gegen die auch seit längerem aufgrund von entwickelten Resistenzen neue Mittel gesucht wurden – zum Beispiel gegen Lungen- und Harnwegsinfektionen.
Muskelkrankheiten: Ein neues Medikament beeinflusst den Muskelstoffwechsel positiv – es schützt die Muskeln vor dem Abbau. Ein Hemmstoff für das Eiweiß Myostatin soll die Muskelproduktion ankurbeln.