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Musik kann heilen – und nerven

Von Claudia Riedler, 29. November 2017, 00:04 Uhr
Musik kann heilen – und nerven
Musik weckt Emotionen und kann zur Therapie eingesetzt werden. Bild: colourbox.de

Was verbinden Sie mit ganz bestimmten Liedern? In der Musiktherapie wird die Erinnerung bewusst eingesetzt.

Alle Jahre wieder werden wir im Advent mit oh so fröhlichen Weihnachtsliedern beschallt. Viele sind genervt. "Das liegt daran, dass der Kontext nicht stimmt, wenn die weihnachtliche Musik im Einkaufszentrum die Menschen in Kauflaune bringen möchte", sagt Gerhard Tucek, Musiktherapeut und Kultur-Anthropologe. Ganz anders sei das beim gemeinsamen Singen von Weihnachtsliedern. "Das ist eine bewusste Handlung, die außerdem sinnstiftend ist und die Gemeinschaft fördert."

Diese Gemeinsamkeit ist eine Eigenschaft von Musik, die sich auch die Musiktherapie zu Nutze macht. "Wer gemeinsam singt, überwindet die Einsamkeit. Das hat einen starken Effekt, weil man sich als Teil eines größeren Ganzen fühlen kann", erklärt Tucek, der an der Fachhochschule Krems den Studiengang für Musiktherapie aufgebaut hat. Österreich sei auch eines der wenigen Länder, in denen gesetzlich festgelegt sei, was Musiktherapie ist. Dabei geht es im wesentlichen um die gezielte Intervention mit musikalischen Mitteln. "Wenn aber einer nach einem Konzert gereinigt herausgeht, ist das etwas anderes."

Musik gegen Demenz

Die klassischen Behandlungsfelder sind Autismus, psychiatrische und psychosomatische Erkrankungen, Neurologie und Onkologie. "Auch auf Intensivstationen arbeiten wir mit Musiktherapie", sagt Tucek, der kürzlich einen internationalen Kongress zum Thema in Krems leitete. "Dabei zeigte sich, dass die Demenz ein zunehmend wichtiges Betätigungsfeld für Musiktherapie ist."

Erinnerungen wachrufen

Hier spielt die Arbeit mit der Biografie eine wesentliche Rolle. "Wichtige Ereignisse werden oft mit Musik in Verbindung gebracht. Musik ist eben nicht, was sie ist, sondern was sie bedeutet", sagt Tucek. In Erinnerung ist meist das Lied, das beim ersten Kuss im Hintergrund lief. Oder jenes Musikstück, dass bei der Hochzeit in der Kirche gespielt wurde.

"Demenzkranke bewegen sich in ihren Erinnerungen zurück. Eine 80-Jährige ist geistig zum Beispiel in ihren 30ern. Wenn sie nun von einer 60-jährigen Person besucht wird, die behauptet, ihre Tochter zu sein, verwirrt sie das. Sie fühlt sich nicht mehr angedockt im Leben", erklärt der Therapeut.

Mit Musik, an die sich die Patienten erinnern, könne man hier viel erreichen. Praktisches Beispiel aus seiner Arbeit: "Ich habe Jingles von alten Radiosendungen besorgt wie Autofahrer unterwegs oder die Mittagsglocken. Diese haben wir den Demenzkranken vorgespielt, bevor angesagt wurde, was sie tun sollten. Und das hat bestens funktioniert."

Zu laut verursacht Stress

Die Musikrichtung spielt übrigens kaum eine Rolle, wenn es eine positive Erinnerung gibt. Nur bei Hard Rock oder Heavy Metal zögert der Musiktherapeut. "Man muss auch darauf achten, was die Musik ausdrückt."

Bei der Lautstärke müsse man zudem beachten, dass sehr laute Musik Stress auslösen könne und das Gehör schädige. "Für Patienten, die in eine Musiktherapie kommen, ist das jedenfalls nicht ideal."

Wie Musik auf den Menschen wirkt

Glückshormone: Beim Musizieren oder Musik hören werden Endorphine ausgeschüttet. Das sind körpereigene Glückshormone, die unsere Stimmung heben.

Blutdruck und Atmung: Musik wirkt auf das Limbische System in unserem Stammhirn. Das steuert Atmung, Pulsschlag, Blutdruck, Verdauung oder auch den Hormonhaushalt. Das sind unbewusste Prozesse, Musik wirkt also auf den Menschen, bevor er sie analysiert. Musik kann beispielsweise den Blutdruck senken.

Vernetzung im Gehirn: Musik wirkt aber auch auf die Vernetzungsstruktur im Gehirn. Forschungen belegen, dass sich das Gehirn durch das Musizieren verändert. Diese Anpassung der Strukturen nennt man Neuroplastizität.

Beim Singen werden verschiedene Muskeln aktiviert, man atmet anders und trainiert dabei das Zwerchfell. Beim gemeinschaftlichen Singen werden zudem Hormone wie das „Kuschelhormon“ Oxytocin produziert.

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