"Kiffen ist keine Therapie"
Der Linzer Psychiater Kurosch Yazdi vom Neuromed Campus Linz erklärt, warum Cannabis-Zigaretten keine Medikamente ersetzen können.
Der Wirkstoff THC ist für die berauschende Wirkung im Cannabis verantwortlich. Dass die Substanz auch in der Medizin Anwendung findet, ist nicht neu. "Kiffen ist aber keine Therapie", sagt Kurosch Yazdi, Suchtexperte und Psychiatrie-Primar am Neuromed Campus Linz. Man kenne die Konzentration der Inhaltstoffe nicht und könne deshalb nicht genau dosieren.
"Die Amerikaner haben Cannabis gezüchtet, das bis zu 38 Prozent THC enthält. In der EU sind es heute rund zehn bis 15 Prozent. Auch das ist immer noch zehnmal so viel wie vor 40 Jahren", so Yazdi.
Kurosch äußert sich auch im ORF über die unterschätzte Droge Cannabis:
Doch nicht nur die THC-Konzentration macht mehr Probleme; Cannabis enthält auch einen weiteren, sehr nützlichen Stoff, der Cannabidiol heißt. Er wird in der Pflanze aus der selben Substanz gewonnen wie THC. Wenn also die THC-Konzentration hinaufgeschraubt wird, nimmt jene von Cannabidiol ab. Letzteres hätte aber eine positive Wirkung gegen Epilepsie, Psychosen, Ängste und Schmerzen – wirkt also etwa der Psychose-fördernden Wirkung von THC entgegen.
Tatsächlich gibt es in der Medizin ganz genau abgezirkelte Anwendungsgebiete für THC, die jedoch laut Yazdi unbedingt durch entsprechende Medikamente abgedeckt werden sollten:
- Krebstherapie: Bei der Chemo-Therapie tritt oft massive Übelkeit auf. THC kann hier häufig Abhilfe schaffen.
- Appetitanreger: Bei manchen schweren Erkrankungen wie Aids magern Patienten oft extrem ab. THC hat eine appetitanregende Wirkung und hilft dabei, wieder mehr Gewicht aufzubauen.
- Schmerzen: Der berauschende Stoff nützt nur bei einer besonderen Spielart, nämlich bei sogenannten neuropathischen Schmerzen. Diese entstehen, wenn der Nerv direkt betroffen ist.
- Buchtipp: Kurosch Yazdi: "Die Cannabis-Lüge – Warum Marihuana verharmlost wird und wer daran verdient", Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf, 256 Seiten, 14,99 Euro
Es ist erfreulich, dass ein Psychiater sich direkt gegen die Ausweitung der Drogenkultur stellt und dabei eine wissenschaftliche Denkweise zeigt. Daran könnten sich viele seiner Kollegen aus der klassischen Psychiatrie, die einfach stumpfsinnig Psychodrogen verabreichen oder einen "Drogenentzug" mit Ersatzdrogen veranstalten, ohne sich weitere Gedanken zu machen, ein Beispiel nehmen.