„Erste Hilfe für die Seele“
Seit 40 Jahren gibt es pro mente Austria. „Seit vier Jahrzehnten arbeiten wir daran, psychische beeinträchtigten Menschen effektiv zu helfen und Vorurteile abzubauen. Wir verstehen uns als Lobbyisten für alle psychisch kranken Menschen“, sagt Professor Werner Schöny, Präsident von pro mente Austria.
3250 Mitarbeiter kümmern sich bei pro mente um Menschen, deren Seele Schrammen abgekommen hat. „Die Diskriminierung psychisch kranker Menschen ist noch lange nicht beseitigt. Keine körperliche Krankheit ist so ausgrenzend wie eine psychische. Fehlt jemand wegen einer Depression, reagieren die meisten Arbeitgeber noch immer mit Unverständnis“. Werner Schönys Bilanz: „Was sich in den 40 Jahren verändert hat? Deutlich häufiger werden Depressionen und Angststörungen diagnostiziert. Absolut gemessen nehmen jene psychischen leiden zu, die sich aus lebensgeschichtlichen Ereignissen ableiten. Immer höhere Leistungserwartungen führen ins Burnout. Menschen, die früher mit einfachen Jobs ihr Auskommen fanden, fallen heute zunehmend ganz aus dem System, verlieren ihr Selbstwertgefühl und landen in der Depression.“
Schätzungen zufolge wird in Österreich bereits ein Viertel der gesamten Krankheitslast von psychischen Erkrankungen verursacht. Zudem gibt es im Bereich der medizinischen Fachrichtung Psychiatrie viel zu wenig Betten und Facharztstellen.
Nach wie vor große Defizite ortet Schöny bei der psychosozialen Betreuung in Österreich. „Es ist unvorstellbar, dass jemand, der Diabetes oder ein Herzleiden hat, keine ausreichende Behandlung bekommt. Bei psychischen Leiden ist das aber gang und gäbe“, sagt der Psychiater. „Was die ,Psychotherapie auf Krankenschein angeht, ist das Angebot bei weitem nicht ausreichend. Für die Betroffenen heißt das: Entweder sie nehmen monatelange Wartezeiten in Kauf, oder sie bezahlen ihre Behandlung aus der eigenen Tasche.