Bewegte Therapie mit ungeahnten Möglichkeiten
Bewegung kann das Risiko senken, an Krebs zu erkranken – eine Studie der Krebshilfe Oberösterreich soll neue Fakten zu der Thematik liefern.
Jede Art der Bewegung hat positive Auswirkungen auf Vorgänge in unserem Körper, die die Entstehung einer bösartigen Erkrankung erschweren: Sport kurbelt nachgewiesenermaßen das Immunsystem und die DNA-Reparatur an, beschleunigt die Entgiftung und senkt den Spiegel gewisser Wachstumsfaktoren und Hormone.
Gegen Krebs: Erwiesen ist, dass Sport als effektive Vorsorgemaßnahme bei Darm- und Brustkrebs gilt. Das Brustkrebsrisiko sinkt um 20 bis 40 Prozent, wenn Frauen trainieren. Das Darmkrebsrisiko lässt sich durch Sport sogar um 40 bis 50 Prozent reduzieren. Dabei gibt es eine klare Dosis-Wirkung-Beziehung. Das heißt: Je mehr und je häufiger jemand Sport betreibt, desto stärker sinkt sein Risiko, an einer der beiden häufigsten Krebsarten in Österreich zu erkranken. Eine absolute Gewähr, nicht an Krebs zu erkranken, gibt Sport jedoch nicht. "Allerdings hat Sport auch auf Krebspatienten positive Effekte", sagt Primar Josef Thaler vom Klinikum Wels-Grieskirchen. Im Herbst dieses Jahres wird die randomisierte Studie im Auftrag des Vereins zur Forschungsförderung der Krebshilfe Oberösterreich starten. "Nachgegangen wird der wissenschaftlichen Frage, ob durch körperliches Training zusätzlich zur derzeit besten medizinischen Therapie die Heilungschancen von Patienten mit Dickdarmkrebs verbessert werden können", sagt Thaler. Im ersten Teil der Studie werden 100 Patienten mit Darmkrebs nach Operation und Abschluss der Chemotherapie in zehn österreichischen onkologischen Spezialabteilungen (sieben davon in Oberösterreich) eingeladen, daran teilzunehmen. Eine Hälfte der Patienten wird nach Zufallsprinzip einer Trainingsgruppe zugeordnet, die andere Hälfte wird nach bestem aktuellen Standard betreut. Für Patienten in der Trainingsgruppe wird die Bewegung individuell abgestimmt. Das Training sollte dreimal pro Woche durchgeführt werden. Der Zeitaufwand: drei Stunden pro Woche über einen Zeitraum von zwölf Monaten. Sport bewirke bei Darmkrebspatienten nicht nur eine verbesserte Heilungsrate, sondern auch eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit und der Muskelkraft, sagt der Experte.
Gegen Herzinfarkt: Mit Ausdauersportarten wie Laufen, Radfahren, Skitourengehen und Langlaufen kann man das Risiko eines Herzinfarkts senken. Um jedoch sichtbare Effekte auf die Herzkranzgefäße zu erzielen, muss man sich mindestens drei- bis fünfmal pro Woche bewegen, jedes Mal mindestens eine Stunde, so Gudrun Feuchtner, Radiologin der Klinik Innsbruck, kürzlich beim Europäischen Kardiologenkongress (ESC).
Gegen Depressionen: Mit einer großangelegten Sammelstudie haben der Sportmediziner und Psychiater Felipe Barreto Schuch und seine Kollegen jetzt Belege gefunden, dass Sport grundsätzlich Depressionen lindert und sogar vorbeugen kann. Aus diesen Studien ergab sich, dass Männer und Frauen, die keinen oder kaum Sport machten, eine um 75 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit hatten, an Depressionen zu leiden, als die, die viel Sport trieben.
Bewegen bringt Segen
Von der Weltgesundheitsorganisation und von internationalen Fachgesellschaften wird für gesunde Erwachsene ein wöchentlicher Umfang von 150 Minuten eines so genannten aeroben Ausdauertrainings, verteilt über drei bis fünf Tage, empfohlen. Egal, ob Gehen, Laufen, Schwimmen, Radfahren oder andere Bewegungsarten: Entscheidend ist nicht die Art, sondern die Intensität und die Dauer der Bewegung. Für Krebspatienten gelten grundsätzlich dieselben Empfehlungen, allerdings immer in Absprache mit dem behandelnden Onkologen. Eine sportmedizinische Begleitung sei dringend anzuraten.