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Zugebaute Flüsse: "Infarkt droht"

Von Von René Jo. Laglstorfer, 21. August 2017, 18:07 Uhr
Bilder Hochwasser am Inn
Der Inn beim Hochwasser 2014 Bild: Manfred Fesl

Eine EU-Studie sagt die Vervielfachung von Hochwasserschäden in Österreich voraus. Die Naturschutz-Organisation WWF fordert, den oberösterreichischen Flüssen zehn Quadratkilometer an Überschwemmungsflächen zurückzugeben.

Wien/Linz. In Österreich sind seit 1950 jeden Tag fast drei Fußballfelder an Wiesen, Äckern und Auwäldern zugebaut worden. Insgesamt entspricht das mit 435 Quadratkilometer einer Fläche größer als das Bundesland Wien. Dabei sind die verlorenen Flächen nicht nur ökologisch wertvoll, sie können als unverbaute Rückhalteräume auch die Hochwassergefahr senken. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie im Auftrag der Naturschutz-Organisation „World Wide Fund For Nature“ (WWF), in der die Entwicklung von Österreichs großen Flussräumen von 1870 bis 2010 anhand historischer Karten und Luftbilder erstmals umfassend analysiert wurde.

Auch Oberösterreich ist laut der Studie von der Verbauung besonders betroffen: Seit 1870 wurde fast ein Viertel des gesamten Flussraums zugebaut. Das entspricht mit 96 Quadratkilometern der Fläche der Landeshauptstadt Linz. Ohne Gegenmaßnahmen würde die verbaute Fläche bei Flüssen um weitere 28 Quadratkilometer - mehr als die Fläche der Stadt Steyr - wachsen. Feuchtwiesen und Moore, die wie Schwämme sehr viel Wasser aufnehmen können, sind in Oberösterreich in den letzten 150 Jahren um 81 Prozent zurückgegangen. „Geht diese Entwicklung ungebremst weiter, droht ein Flussinfarkt“, sagt Gerhard Egger von WWF. Er fordert potenzielle Überschwemmungsflächen zu bewahren und Oberösterreichs Flüssen zehn Quadratkilometer an zusätzlichem Abflussraum zurückzugeben. Österreich brauche eine überörtliche Raumordnung sowie ambitionierte Gewässerschutz- und Revitalisierungsprogramme, um Katastrophen vorzubeugen, sagt Egger. Ein Musterbeispiel, wie eine harte Verbauung wieder naturnäher gestaltet werden kann, sei der obere Flusslauf der Traun bei Ebensee: Dort wurden unter anderem Seitenarme neu geschaffen oder angebunden.

„In Oberösterreich arbeiten wir bereits gegen die Verbauung und erwerben beispielsweise für den Hochwasserschutz laufend neue Grundstücke, sagt Felix Weingraber, Leiter der Gruppe Schutzwasserwirtschaft beim Land Oberösterreich. Derzeit gibt es im gesamten Bundesland mehr als 200 Hochwasserschutz-Projekte, bei denen das Land Fördergeber ist. 

Drei Milliarden Euro an Schaden verursachte das Jahrhundert-Hochwasser 2002 laut dem Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO allein in Österreich. 2005 waren es zirka 500 Millionen Euro, 2013 etwa 866 Millionen Euro an Kosten aufgrund von Hochwasser. Diese Zahlen könnten sich laut einer Studie der Europäischen Union (EU) künftig vervielfachen: Steigt durch den Klimawandel die mittlere Jahrestemperatur um zwei Grad, dann prognostiziert das „Joint Research Centre“ der EU-Komission eine Zunahme der Hochwasserschäden in Österreich um mehr als 450 Prozent. Bei vier Grad Erwärmung wären sogar rund 1300 Prozent höhere Kosten durch übertretende Flüsse und Bäche zu erwarten. 

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7  Kommentare
7  Kommentare
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FeldP (15 Kommentare)
am 24.08.2017 13:50

Mehr Platz für Flüsse - Jeder Hektar zählt!

„Österreich ist Europameister beim Bodenverbrauch” lauten die nur auf den ersten Blick positiven Schlagzeilen der letzten Jahre, richtig wäre „Österreich ist Klassenletzter beim Bodenerhalt”!
Die Versiegelung von Boden schreitet munter voran, nahezu jede Gemeinde wird mit dutzenden eingeschoßigen Geschäftshallen im wahrsten Sinne des Wortes „zugepflastert”, auch hier ist Österreich Europameister im Verschandeln.
Ergebnis ist ein massiver Verlust von Wiesen und Ackerland, dadurch bleiben weniger Anbauflächen und eine Verknappung der regionalen Versorgung ist das Resultat.
Die für den Klimaschutz wesentliche regionale Versorgung muss dann durch steigenden internationalen Warentransport ersetzt werden, noch mehr Diesel, noch mehr CO2.
Dass diese Landverknappung auch einschneidende Auswirkungen auf unser Gewässersystem, unsere Lebensadern aus Bächen und Flüssen hat, zeigt der WWF auf - nicht zum ersten Mal.

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FeldP (15 Kommentare)
am 24.08.2017 13:51

Bereits 2006 hat der WWF „Mehr Platz für Flüsse - Jeder Hektar zählt!” gefordert. Mit Flussaufweitungen und Rückhaltebereichen sollte den Gewässern wieder mehr Platz gegeben werden, auch um Hochwässer zu entschärfen. Die Kosten österreichweiter Renaturierungsprojekte hat der WWF damals auf 1 Mrd. Euro geschätzt - für 10 Jahre.
Diese 1 Mrd. Euro entspricht in etwa dem Schaden, den das Hochwasser 2013 verursacht hat - in nur einem Jahr.
Oberösterreich hat zwar Symptome von Hochwässern bekämpft und in den letzten Jahren Dämme gebaut, der Ursachenbekämpfung hat man bisher aber wenig Energie gewidmet.
Salzburg hingegen hat die Vorteile frei fließender Flüsse erkannt und 2014 die ohnehin notwendige Sanierung der sich eintiefenden Salzach beschlossen.
Schon der erste Schritt der Salzburger zeugt von Weitblick, mit einem „Naturpark Salzachauen” soll eine „Eine Kathedrale für die Zukunft” entstehen!

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FeldP (15 Kommentare)
am 24.08.2017 13:52

In Oberösterreich liegen Pläne für eine naturnahe Sanierung der Salzach mit Aufweitungen und neuen Nebenarmem seit Jahren in der Schublade.
Diese Jahrhundertchance, mit relativ wenig Aufwand einen Naturfluss - vielleicht sogar einen auch touristisch höchst attraktiven Nationalpark Salzach - wieder zu erschaffen, wird in Oberösterreich nicht ergriffen.
Stattdessen wird bei uns überlegt, ob man nicht doch auch ein Kraftwerk in der Salzach Sanierung „unterbringen” kann.
Stattdessen vervierfacht die OÖ Landesregierung lieber die Förderung von Kleinwasserkraftanlagen und damit den weiteren Verlust natürlicher Gewässer.
Anstatt zum Beispiel auf den tausenden eingeschoßigen, Boden verbrauchenden Geschäftshallen Photovoltaikanlagen vorzuschreiben.
Also liebe Politiker nah und fern „Mehr Platz für Flüsse” braucht das Land, „Jeder Hektar zählt”!

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bifraunberg (21 Kommentare)
am 21.08.2017 21:54

Zugebaute Flüsse - es sind nicht die Flüsse alleine, es ist die gesamte Art und Weise, wie gefühllos der zivilisierte Mensch mit der Natur umgeht.

Der Boden speichert Regenwasser - das kann er nur dort, wo er nicht versiegelt, asphaltiert und bebaut ist.

Ein Fluss ist kein unveränderliches Naturphänomen sondern dauern in Veränderung, er führt Geschiebe mit sich, bearbeitet die Ufer und sucht sich immer wieder neue Täler und formt die Landschaft neu.

Durch die schnelle Ausleitung der Regenwässer, Sümpfe wurden trocken gelegt, Mulden eingeebnet, Teiche zugeschüttet, Bäche verrohrt, schwellen die großen Flüsse viel schneller an.

Kläranlagen gehen übrigens über bei großen Regenfällen, dann fließt alles ungefiltert in den Fluss, Lehm, Erde und Kanalinhalt. Mittlerweile enthalten die großen Flüsse schon so viel Schlamm, dass ein lebensfeindlcihes Klima für Kleintiere herrscht.

Das Problem ist wesentlich komplexer, als die Schäden an den Siedlungen entlang den Flüssen.

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bifraunberg (21 Kommentare)
am 21.08.2017 21:59

Die Natur selbst leidet. Dem Fluss fehlt die freie Bewegung, die natürliche rhythmische Dynamik in ihrer Vielfalt.

Verbesserungsansätze gibt es so viele, das Wissen ist vorhanden, der Mut und der Wille, es umzusetzen, fehlt noch ein wenig, auch wenn die Bereitschaft wächst.

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sauwaldler (1.080 Kommentare)
am 21.08.2017 20:44

Urfahraner Jahrmarktgelände wird eh frei jetzt.

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felixh (4.875 Kommentare)
am 21.08.2017 19:58

Klingt vernünftig! Gebt den Flüssen ihr Gebiet zurück

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