"The 15:17 to Paris": Wie Eastwood eine Heldengeschichte banal werden lässt
Regisseure haben die Verantwortung, Geschichten bestmöglich zu erzählen. Das gilt gerade für einen Altmeister wie Clint Eastwood. Umso enttäuschender ist sein Film "The 15:17 to Paris" geworden.
Auch deshalb, weil er darin als Erster eine der wenigen wahren Heldengeschichten erzählen kann, die keiner Fiktion bedarf. "The 15:17 to Paris" handelt von den drei jungen Amerikanern, die 2015 in einem Schnellzug von Brüssel nach Paris einen Attentäter überwältigten und 500 Menschen retteten – Protagonisten also, die sich alles an Qualität verdient haben, was geht.
Unrechtmäßige Verschwendung
Doch Eastwood verließ das Feld der Fakten, die ob ihrer Stärke alleine gereicht hätten, und besetzte die drei echten Amerikaner Anthony Sadler, Spencer Stone und Alek Skarlatos für einen Spielfilm, der ihre Lebenslinien bis zum Tag im Zug nacherzählt. Als Erwachsene spielen sie sich selbst, ihre schwierige Kindheit als Problemschüler verkörpern Profis. Dabei gelingt es Eastwood zwar, eine christlich und auf militärische Ehre geprägte US-Kultur zu enthüllen, doch als die drei auf ihre Europareise aufbrechen, versagt er darin, das Außergewöhnliche, die Menschlichkeit des Trios, zu finden. Stattdessen wird die Europareise banal nacherzählt – mit Selfiestick. Es bleibt der Eindruck einer unrechtmäßigen Verschwendung und die Frage, warum sich der vierfache Oscargewinner nicht über eine rein dokumentarische Form drübergetraut hat. (nb)
"The 15:17 to Paris": USA 2018, 95 Min., C. Eastwood
OÖN Bewertung:
Der Trailer zum Film: