Bunte Blütenpracht im Schatten des Brexit
ORF-Biogärtner hat die neuen Blumen- und Gartentrends von der Chelsea Flower Show aus London mitgebracht.
Es ist ein Ritual für die Briten: Zieht der Mai ins Land, dann pilgern sie nach London, um sich an der ältesten Blumenschau der Welt zu ergötzen, der Chelsea Flower Show. Dieses Jahr war die Schau so früh ausgebucht wie noch nie, und dennoch schwebt der Brexit-Schatten über der Veranstaltung – denn es fehlten die Sponsoren.
Seit mehr als 100 Jahren gibt es diese Ausstellung am Ufer der Themse. Dort, wo elf Monate pensionierte Soldaten im Park spazieren, treffen sich im Mai die Gartenfreunde aus aller Welt. Eintrittskarten kosten zwischen 50 und 100 Euro.
Karten auf dem Schwarzmarkt
Wochen vor Beginn gibt es die Karten nur noch auf dem Schwarzmarkt. Und dann bezahlen Gartenfreaks oft mehrere hundert Pfund, um einer der 164.000 Besucher zu sein, die bis morgen, Samstag, die neuen Pflanzenzüchtungen und vor allem die Schaugärten bewundern dürfen. Diese Gärten sind das Herzstück der Show. Sie sind perfekt geplant und gebaut und man könnte meinen, sie seien schon Jahrzehnte hier gestanden. Und das kostet Geld. Viel Geld, das die Gartenarchitekten nur über Sponsoren auftreiben können. Genau da gab es dieses Jahr erstmals gewaltige Probleme. "Acht große Showgardens warten auf die Besucher", sagt einer der vielen Helfer, ohne zu erwähnen, dass dies die geringste Anzahl seit Jahrzehnten ist. Im Vorjahr waren es noch 17.
Die Besucher bemerken wenig, denn Chelsea 2017 ist dennoch ein Feuerwerk an Ideen. Betritt man das Gelände, dann beginnt eine Reise von Spanien über Malta, China, Japan, Kanada bis nach Mexiko. Immer mit dabei sind auch die typischen britischen Landschaften, wie die Küste von Yorkshire. Alles gärtnerisch gestaltet und immer mit Botschaften: Bildung, Kunst und Schonung der Ressourcen sind die Themen der Show.
Dunkellila und Orange im Trend
Farblich scheint eine Trendwende stattzufinden. Waren es in den vergangenen Jahren eher die Pastellfarben, so haben die Designer dieses Mal kräftige Farben gewählt: dunkles Lila und feuriges Orange. Im Vorfeld wurde das schon eifrig von den Medien diskutiert: "Wird das die Gartenwelt erschrecken oder ist das ein neuer Farbtrend?"
Herausragend ist ein neues Schmuckkörbchen, das mit seinem Aussehen dem Namen voll gerecht wird: "Cupcakes Blush". Fünf Jahre haben die Züchter daran gearbeitet. Interessant auch die neue Pelargonie "Rushmoor Amazon", die mit ihren buttergelben Blüten sicherlich wieder die Herzen der Geranien-Freunde erobern wird. Ebenfalls mit dabei ein Chili mit dem vielsagenden Namen "Dragon’s Breath". Der "Atem des Drachens" soll die schärfste Pfefferoni sein, die es je gegeben hat. Und als neue Trendpflanze etablieren sich mit einer neuen Sorte die Schmuckblattbegonien: "Silver Spirit" ist nicht nur fürs Zimmer geeignet, sondern auch als Sommer-Beetpflanze perfekt, versprechen die Züchter.