Freudentränen wegen trüber Weine
Die Lagenweine der Familie Zillinger haben die österreichische Prüfnummer erhalten.
Es kann schon frustrierend sein, wenn Weine als "untypisch", "hochfärbig" und "trüb" bezeichnet werden und somit bei der Prüfstelle durchfallen. Obwohl sie – unverfälscht wie sie sind – das Terroir abbilden. Und das sogar um Ecken besser als manche primärfruchtige und gefällige Weine, die im Weinkeller gebastelt werden.
Herbert Zillinger aus Ebenthal im Weinviertel war fast so weit, dass er seine Nerven in hohem Bogen im Eimer versenkte. Bis der Sanktus von offizieller Stelle ins Haus flatterte: Das Weingut darf fortan seine Lagenweine als solche bezeichnen.
Unabhängigkeitskämpfer Z
Herbert Zillinger und seine Frau Carmen, eine Oberösterreicherin aus Alkoven, sind überglücklich. Auch wenn ihre Weine aus fachlicher Sicht früher nicht dem Standard entsprachen, waren sie immer eine Klasse für sich. Individuell, mit Charakter, authentisch. Und somit ein Zeichen für die Stilistik von Wein, die heute mehr denn je nachgefragt wird.
Zillinger wollte sich nie der Gleichmacherei beugen. Puristisch, kompromisslos, herkunftsbewusst und modern im Sinne von "zurück zu den Wurzeln". Dafür steht Zillinger, dafür kämpft er, und dafür ist er bekannt.
"Unser Geschmack ist verdorben und wurde uns die letzten Jahre antrainiert", sagt der Winzer, der damit auf den Einsatz von Reinzuchthefen, Enzymen und Kellertechniken abzielt. "Wir wollen wieder den authentischen Geschmack in die Flasche bringen. Ohne Zusatzstoffe. Mit ganz wenig Schwefelzusatz. Wenn überhaupt."
Konzert
Der Grüne Veltliner Vogelsang 2016 ist deswegen auch kein gewöhnlicher Veltliner. Mit Eleganz und Schwung zieht er über Nase, Zunge und Gaumen und hinterlässt wie eine Serenade einen famosen Eindruck. Fad wird einem dabei nicht. Schöne Birnentöne am Anfang, danach etwas Salzigkeit. Beides vereint sich am Ende in einen Schlussakkord von kompakter Würze und eleganter Frucht.