Das Leben ist ein Fest: Ich sitze bei Wasser und Brot
Frankreich zeigt vor, wie es gehen kann. Brot und Wasser sind ein kulinarisches Menschenrecht.
Ich liebe Rituale. Besonders dieses. Kaum rücke ich im Lokal bei Tisch den Sessel zurecht, stehen eine Karaffe und das Körberl vor mir. Ich bin in Frankreich. Ich sitze bei Wasser und Brot. Aber nicht lange. Denn hier ist jedes Essen ein Fest.
Die kulinarischen Hauptdarsteller wechseln. Doch zwei sind immer konstant: die obligaten Nebendarsteller Brot und Wasser. Die sind immer gratis. Brot und Wasser sind in Frankreich so etwas wie ein kulinarisches Menschenrecht.
In Oberösterreich ist das ungefragte Körberl so selten wie die grüne Ampelwelle in der Linzer Innenstadt.
Nur damit keine Missverständnisse entstehen: Ich zahle gerne für Brot. Denn im schnellen Körberl liegt meist das stolze Produkt ehrlicher, lokaler Bäcker (die noch überlebt haben).
Nicht selten stöhnt man unter der Knute des Tiefkühlgebäcks. Streng wird die aufzubackende Stückzahl eingefordert, die nach einiger Wartezeit nicht selten zu heiß serviert wird. Wehe, man will ein Stück mehr. Dann heißt es wieder warten.
Frankreich zeigt vor, wie es gehen kann. Es gibt ausschließlich Baguette, die Weißbrotstangen, die eigentlich nichts Besonderes sind: industrielle Massenware, als Teiglinge vor Ort schnell hergebacken. Das hält ihren Preis um die 90 Cent pro Stück, bringt aber gut und gerne 20 Scheibchen ins Körberl.
Man muss hierzulande ja auch nicht unbedingt ein Brot-Couturier sein. Semmerl, kurz aufgebacken, und ein, zwei Schnitten gutes Hausbrot im Lokal bei Tisch würden schon reichen, mich glücklich zu machen. Die Sache mit dem Wasser ist im Alpenland Österreich ohnedies bereits eine Genuss-Erfolgsgeschichte geworden. Karaffen werden in der Regel auf Nachfrage bereitwillig und oft noch gratis serviert.
Das Glas Wasser zum Achterl Wein oder der Tasse Kaffee ist die Regel und nicht die Ausnahme. Hier darf sich Frankreich eine Scheibe abschneiden.