Buchtipps: Festliches für Veggies
Wer das Oster-Kitz leben lässt, und auch kein Freund gefüllter Stubenküken ist, kocht hier nicht nur an Feiertagen goldrichtig und manchmal sogar vegan nach.
Feste stehen ins Haus und damit meist eine Menge (Patchwork)familie, die kulinarisch versorgt werden will. Doch wie soll in Zeiten von Vegetariern, die auch bei einem Löffel Gänseschmalz im Erdäpfelschmarrn erstarren, mit dem Speisezettel verfahren werden?
Doch keine Bange. Es gibt Martin Kintrup und sein Buch "Festlich vegetarisch". Der Oster-Festtagstisch hat hier seinen großen Auftritt mit Crostinis mit Kren-Terrine und Erbsenpüree, Gemüse-Bouillon mit Kräuter-Eierstich, Polenta mit Rahmspinat und Radieschen-Salsa, sowie karamellisierter Mango mit Kokos-Streusel und Limettenschaum.
Autor Kintrup schreckt aber auch vor einem veganen Festtagsmenü nicht zurück. Mir würde es auch schmecken, obwohl ich "Alles-Esserin bin.
Hier reiht sich vegan ein mit Linsen, Avocado und rosa Grapefruit gefülltes Chicoree-Schiffchen an Hirsebällchen mit Mangold-Shiitake-Gemüse, bevor die Karotten-Zwiebel-Tarte ihren Hauptspeisen-Auftritt hat. Es folgt ein Spekulatius-Tiramisu, das aus Sojajoghurt gemacht wird.
Ganz ohne Fleisch "de luxe"
Beim Festtagsmenü "de luxe" passen die Veganer, dafür trumpfen die Vegetarier auf: Der Erdäpfelgratin wird getrüffelt, der Champagner bekommt Lavendelsirup verpasst, die Kürbissuppe kommt mit gebrannten Mandeln und wer könnte bei Marzipanknödl mit Kokosbrösel und Apfel-Preiselbeer-Kompott widerstehen?
Der Koch- und Küchenband taugt übrigens für das ganze Jahr. 18 Menüs erschließen die Jahreszeiten. Ostern wird mit einem Germzopf und einer Schoko-Cashew-Creme begrüßt. Der Frühling ist voll Kräuter (Sauerampfersuppe mit pochiertem Ei).
Beim "Dinner for Two" geht es vegetarisch mit einem "Rote-Liebe-Drink" und Rote Rüben-Gnocchi weiter. Die asiatische "Chill out-Party" setzt auf gebratene Nudeln mit Thai-Gremolata, bis das Sonntagfrühstück mit einem Ingwer-Matcha-Latte und Chai-Spice-Birchermüsli Freunde anlockt.
Sogar Mezze, die arabisch-delikate Häppchen-Küche gibt es hier. Ich schwöre, dass Süßkartoffel-Baba-Ganoush und Orangen-Taboulé mit Halloumi kaum Arbeit machen.
Manche Rezepte sind so raffiniert-einfach, dass man sich wundert, nicht selbt darauf gekommen zu sein. Oder hätten Sie daran gedacht, den "guten, alten" Caprese-Salat (Tomaten mit Mozzarella, frischem Basilikum, Balsamessig und Olivenöl) mit Scheiben der feinsäuerlichen Kakifrucht überraschenden Pfiff zu verleihen?
Gspusi von Spinat und Feige
Man sollte sich auch selbst überzeugen, dass der junge Frühlings-Babyspinat als Salat mit Feigen und hauchfein geschnittener Roter Rübe das perfekte Teller-Gspusi eingeht.
So ganz nebenbei kann man Anleihe nehmen, wie man einfach aber klass Tische deckt.
Nicht stören darf einen, dass der Band in deutschem Idiom geschrieben ist. Geübte und Tolerante ersetzen im Geiste beim Lesen ja ohnedies Rote Beete durch Rote Rüben, Pflaumen durch Zwetschken und Möhren durch Karotten. Neben wundersam gestylten Fotos und ausführlichen Rezepten ist auch ein besonders nützliches Kapitel enthalten: Es heißt "Menü-Organisation" und beschreibt, was man in welcher Reihenfolge machen soll, damit man beim Kochen nicht gestresst die Pfanne wirft und entspannt vor die Familie oder die Gäste tritt.
Ja, und ein Register hat das Buch auch. Denn wir wissen, dass man nach ungeordnetem Schmökern beim Nachblättern selten etwas schnell findet.
Da könnte ich doch glatt zur Vegetarierin werden. Zumindest für dieses eine Festmahl, das ich gerade aus dem Buch zubereite.
Martin Kintrup: "Festlich vegetarisch", Hölker-Verlag, 208 Seiten, viele Foto, edel gebunden, 30,80 Euro