Sünder werden vom Blitz getroffen
Vor 60 Jahren wurde in Österreich das erste Radargerät aufgestellt – Die Technik hat sich seither kaum verändert.
"Für eine derart lächerliche Übertretung bin ich maximal bereit, 30 Euro zu zahlen!" Günther Bauer liest den Einspruch vor, ohne die Miene zu verziehen. Der 59-Jährige ist seit 1986 der Leiter der Polizei-Abteilung "Geschwindigkeitsübertretungen und Rotlicht" und täglich mit alternativen Fakten von ertappten Temposündern konfrontiert. Das härtet ab. Und er kennt sie alle: die Ausreden und die Vorwürfe, er bzw. sein Radar-Team hätten die Kfz-Kennzeichen, das Radargerät und überhaupt die gesamte Technik manipuliert. "Warum sollte ich?", sagt der ÖAMTC-Instruktor und Hobby-Motorrad-Rennfahrer. "Ich hab’ ja nix davon!"
"Ja, das kenne ich", ergänzt der langjährige Leiter des Strafamtes der BH Linz-Land, der "seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen" möchte. Denn sein Ex-Job sei nicht gerade populär – bei jenen, die zur Kasse gebeten wurden und werden. Verständnis? Das haben die meisten Temposünder nicht. Dafür Kreativität. Er habe eine Kolik gehabt. Oder Durchfall. Oder die Frau lag in den Wehen. "Das ganze Repertoire bekommt man geboten", sagt der 63-Jährige. Seit auch von vorne fotografiert werde, sank die Quote der Das-war-ich-nicht-Einsprüche. "Eine Blondine hat einst vehement protestiert, sie sei zum angegebenen Zeitpunkt woanders unterwegs gewesen", erzählt der ehemalige BH-Mann. Mehrmals bekräftigte sie ihre Aussage – bis er das "Lenkerfoto" mit dem Porträt der Frau vorlegte. Sie, trocken: "Wie viel?"
Die bravsten Zahler seien jene Lenker und Lenkerinnen, bei denen nicht der Ehepartner auf dem Beifahrersitz mitfährt. "Diese Rechnungen werden sofort beglichen! Oft auch direkt im Amtsgebäude. Die Strafhöhe ist dieselbe, dafür entfällt der RSb-Brief nach Hause."
Die Bildqualität ist auch heute noch mies, weil die Blende und Belichtungszeit fix eingestellt werden müssen. Die digitalen Fotos werden aber nachbearbeitet
In der Kategorie "brave Zahler" parken auch Temposünder mit Promi-Status. "Mit diesen Personen hatten wir diesbezüglich nie Probleme", sagt der Ex-Strafamtsleiter der BH Linz-Land.
Wobei die Dreistigkeit von Verkehrsteilnehmern den Radar-Männern öfters den Atem raubt. "Ich hab’ grad Fotos heruntergeladen, die Radar-Kabine war offen, da rast ein Motorradfahrer mit 118 km/h vorbei", erzählt Günther Bauer. Erkenntnis: Die Geräte blitzen auch, wenn die Kabinentür geöffnet ist.
Natürlich gebe es Fehlmessungen, gibt der Polizist zu. "Aber diese bewegen sich im Promillebe-reich." Da wären der Fahrrad- und der Traktorfahrer gewesen, die als "Temposünder" entlarvt worden sind. Oder der Oldtimer auf der Autobahn. Das alte Vehikel wurde auf einem Sattelschlepper transportiert. Der Lkw war zu schnell und das Nummerntaferl des Oldtimers nicht abgedeckt. Fazit: Die Verwechslung war rasch aufgeklärt.
Manch ertappter Sünder hat seinen Ärger nicht unter Kontrolle und greift zur Farbsprühdose. "Juristisch betrachtet eine ,schwere Sachbeschädigung‘", sagt Bauer. Kabinenglas putzen - fertig. Länger hat’s nach dem 30. Dezember 2015 gedauert, als ein Unbekannter mit einem "Tschechen-Böller" um 23.30 Uhr eine Radarkabine an der B309 sprengte. "Ein Zeuge hat noch einen schwarzen BMW oder Audi davonfahren sehen – nach einem illegalen Rennen", erzählt der 59-Jährige, der nach zwei Tagen den USB-Stick des Radargerätes gefunden hat. Der Speicher ließ sich nicht auswerten. Schaden: 70.000 Euro.
60 Jahre Radar in Österreich: Die Geschichte der wohl unbeliebtesten Fotos
Das Tempo schätzen? Das war 1957, also vor exakt 60 Jahren, vorbei. Damals wurde der erste Radarkasten Österreichs in Betrieb genommen: in Preitenegg an der Packer Bundesstraße in Kärnten.Heute stehen 74 Fix-Radarstationen in Oberösterreich, die Polizei hat 28 Radargeräte sowie ein Lasergerät im Einsatz.
Im Vorjahr wurden damit 753.586 Tempo- und Rotlicht-Sünder ertappt (2015: 706.249).Ende 1990 waren zehn Radargeräte in Betrieb, sieben Jahre später wurden 66.003 Anzeigen verschickt. "Damals haben wir Nassfilme verwendet", sagt Günther Bauer. Die Kapazität pro Rolle lag bei 800 Fotos, also 400 Temposündern. Denn bei jedem Auslösen werden zwei Fotos angefertigt. Dieser "Doppler-Effekt" wird auch heute noch im Digitalzeitalter angewandt. Auf die Speicherkarten passen allerdings bis zu 40.000 Fotos drauf.
"Früher haben wir Freitagnachmittag eine neue Box in der Überkopfanlage auf der A1 installiert und Samstagmittag war der Film voll." Bei einem Einspruch können Experten aus den beiden Fotos, die in einem Abstand von 0,5 Sekunden geschossen werden, das Tempo errechnen. Verschwindet ein Fahrzeug auf dem zweiten Foto hinter einem anderen ("Abschattung"), wird der Lenker nicht zur Kasse gebeten.
Bei Laser-Geräten wird nur ein Foto geschossen, mehrere Fahrbahnen können überwacht werden. Abschattungen gibt’s nicht.Blende und Belichtungszeit werden bei den Fotoapparaten noch immer fix eingestellt, denn Belichtungssensoren arbeiten viel zu langsam für eine Radarmessung. Demensprechend schlecht ist die Qualität der Fotos. Mittels Software können die Bilder aber nachbearbeitet werden.
Die Kennzeichen werden automatisch ausgelesen und anschließend manuell nachkontrolliert.Unter 100 km/h werden fünf km/h Messfehler-Toleranz abgezogen, darüber fünf Prozent. Zusätzlich werden vom Ergebnis noch zehn km/h subtrahiert. Diese Toleranz wird vom Land OÖ festgelegt und "kann jederzeit widerrufen werden", sagt Bauer.Immer mehr Front-Kameras werden eingesetzt: Das Tempo wird von hinten ermittelt, von vorne werden die Bilder geknipst.
Es wird keiner dazu gezwungen die Tempolimits zu übertreten. Wenn es mir mal passiert, muss ich einsehen dass ich zahlen muss.
Für Blitze und Blitzestreffer ist Zeus alleinbefugt und verantwortlich.
Da ich beruflich viel unterwegs bin, habe ich den Damen und Herren einen Dauerauftrag von 100,--/mtl. angeboten mit einer Endabrechnung zum Jahresende, hat leider nicht geklappt. Jetzt hab ich halt immer 50,-- in klein mitdabei bzw. die größeren Geschichten zahl ich dann halt wann der Zahlschien kommt
Die Zivilstreifen nehmen oft auch Kreditkarten.
Viel einfacher als Dealer oder Vergewaltiger zu verfolgen 🤢
Es gehört eine Aufklärungskampagne gestartet...der überwiegende Teil der Verkehrsteilnehmer begreift weder Section Control noch radargekoppelte Überkopfanzeigen...
sollte man vereinfachen, wenns blitzt gleich eine automatische Einziehung vom Konto
Auch in Linz stehen sie nur an ganz gefährlichen (!) Stellen, wo weder eine Schule ist noch Fußgänger sind, vorwiegend zum Kassieren und richtig hinterfotzig!
z.B. Unionstraße, Waldeggstraße bei ÖAMTC, Gruberstraße, Umfahrung Linz nach dem Mona Lisa Tunnel usw. usf.
2. Beispiel: Gestern Nachmittag an einem langen schnurgeraden, leicht fallenden Straßenstück ohne einem einzigen Haus in der Umgebung zwei Herren ohne Kappe mit der Radarpistole!
So alt wie der Mikrowellenherd.
Wir fuhren bei einem Schrottplatz vorbei. Ich entdeckte neben den Schrottplatz ein Gerät und dachte mir, da hat jemand einen neuen Mikrowellenherd weggeworfen. Hinein in den Kofferraum und weitergefahren. Kurze fahrt weiter und schon von der Polizei aufgehalten. Ja, ich habe einen Mikrowellenhrerd am Schrottplatz gefunden und dachte mir nichts, als ich ihn im Kofferraum verstaute.
Es war kein Mikrowellenherd, es war das Radargerät der Polizei.
Alle mussten wir ob dieser Verwechslung herzlich lachen. So ist es, wenn man die ganz neue Technik nur von Bildern kennt!
Ja genau, und ich habe gestern einen 300 Euro Schein gefunden und nachdem ich nach dem Ausgeben verhaftet wurde kamen wir auf der Polizeistation drauf, dass es doch Dollar waren!
Mei was haben wir gelacht!! )
...nachdem ich nach dem Ausgeben verhaftet wurde kamen sie auf der Polizeistation drauf, dass es der falsche Prinz von Linz war,dens verhaftet habn...
Wobei die meisten “Sündenpfähle“ nach ökonomischen Gesichtspunkte statt mit Hausverstand aufgestellt werden...
Klassische Wirtshausweisheit.
Ich finde die Stellen tw. Fraglich, an denen die Radarkästen errichtet werden. Bspw. in der Kolpingstraße in wels stehen 2 Radarkästen im Abstand von 300m, .... während vor genug Schulen oder ähnlich sinnvollen stellen kein Kasterl zu finden ist, ...
Gut so, beim Titel glaubte ich aber zuerst an eine neue verbale Absonderung von Pfarrer Wagner.
Mir ging es genau so. Dachte auch an Pfarrer Wagner
Der Abzug von 10 km/h ist übrigens keine "Toleranz" der Behörde sondern bedingt durch die Messunsicherheit. Wobei aus messtechnischer Sicht sicher ein kleinerer Wert argumentierbar ist.