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"Ältere wollen das Biken genießen und nicht auf dem Friedhof liegen"

Von Carsten Hebestreit, 05. August 2017, 00:04 Uhr
"Ältere wollen das Biken genießen und nicht auf dem Friedhof liegen"
Gerald Matschl, 43, KTM-Entwickler Bild: heb

Gerald Matschl von KTM über das Sicherheitsbedürfnis reiferer Motorradkäufer.

Von einem Nischenprodukt zu einer Massenmarke hat sich KTM entwickelt. Und feiert inzwischen auch in der Rennserie MotoGP erste Erfolge. Kerngeschäft bleibt aber der Reise-Enduro-Bereich. Woran arbeiten die Mattighofner Entwickler? Welche Neuerungen sind sinnvoll? Wir sprachen mit Gerald Matschl von der KTM-Entwicklungsabteilung.

 

OÖN: Bei BMW ist die GS das Maß aller Bikes, der Bestseller. KTM hat die Adventure. Wo liegt der Unterschied?

Matschl: KTM steht traditionell für sehr sportliche, für Offroad-Motorräder – Adventure eben, Abenteuer. Das Ur-Bike war ja die LC4, ein Ableger des Renn-Motorrads von Heinz Kinigadner. BMW baut ebenfalls traditionelle Bikes – mit Boxermotoren und Kardan. BMW steht aber für das lockere Tourenfahren. Was ähnlich ist, ist die Klientel. Darum ist für uns wichtig, dass wir uns treu bleiben und nicht versuchen, den anderen zu kopieren.

Apropos Motorradkäufer: Was will der Kunde von heute?

Das ist wie beim Auto: Die Bandbreite ist sehr groß. Es gibt Käufer, für die geht Leistung über alles. Diese Gruppe schrumpft. Was steigt, ist die Kundenschicht, die auf Sicherheitsfeatures achtet. Der Grund ist einfach: Die Motorradkäufer werden sukzessive älter. Und diese Altersgruppe will das Biken genießen und nicht im Spital oder auf dem Friedhof liegen.

Traction Control, Kurven-ABS – was kommt danach?

Fahre ich mit einem Pkw zu schnell in eine Kurve, rutscht das Fahrzeug über die Vorderräder. Das ist nicht weiter schlimm – dank ESP. Wenn beim Motorrad das Vorderrad rutscht, kann das beste System nichts mehr machen. Darum sind unsere Möglichkeiten, einzugreifen, limitiert. Was aber kommen wird: die Umfeld-Sensorik. Dass das Motorrad auch weiß, was beispielsweise der Vordermann macht. Und im Fall der Fälle vor einer Kollision warnt. Wir sitzen auch in dem internationalen Konsortium drin, in dem’s um die "Vehicle-to-Vehicle"-Kommunikation geht. Da geht’s drum, dass das Bike von den Pkws gesehen und richtig eingeschätzt wird.

Hilft diese Technik tatsächlich, dass Biker nicht mehr übersehen werden?

Ja, denn ein Transponder schickt die Daten wie Geschwindigkeit, Richtung, Blinken etc. Wann dieses System kommen wird, steht noch in den Sternen. Federführend ist die Automobilindustrie und nicht ein Hersteller alleine. Drum braucht’s Zeit. Keinen Sinn würd’s haben, wenn nur eine Marke das System für die eigenen Fahrzeuge bingen würde. Dann würde ein Golf zwar einen Touran sehen, aber nicht den Fiat davor.

Läuft das System über GPS, das Handynetz (SIM-Karte) oder andere Kanäle?

Es gibt verschiedene Ansätze – etwa über das Mobilfunknetz. Oder über Mini-WLAN-Netze. Entschieden ist noch nichts.

Datenschützer werden ob dieser Datenflut schon zur Schnappatmung ansetzen...

Der Datenschutz wird ein Thema werden, keine Frage, denn die Bedenken sind legitim.

Assistenzsysteme – was wird noch kommen?

Derzeit arbeiten die Assistenzsysteme ausschließlich mit den Daten vom Motorrad: Raddrehzahlen, Schräglagen, Brems- und Gasstellung usw. Damit können wir den aktuellen Fahrzustand bewerten. Die Möglichkeit der Eingriffe ist beschränkt: bremsen, Gas geben und wegnehmen, die Dämpfung verändern. Was kommen wird: Radarmessungen, um beispielsweise den Abstand zum Vordermann zu eruieren (adaptiver Tempomat, Anm.). Oder nach hinten für den Toter-Winkel-Assistent.

KTM bietet einen Schaltautomaten an: Ich kann ohne die Kupplung zu ziehen die Gänge wechseln. Kommt nun die Voll-Automatik?

Honda hat – wie VW bei den Pkw – ein Doppelkupplungsgetriebe (Africa Twin, Anm.). Diese Getriebeart hat aber Nachteile: groß, schwer, teuer. Wandler- und CVT-Getriebe haben wiederum schlechte Wirkungsgrade. Wir wollen nicht Unmengen an Leistung herschenken. Formulieren wir’s so: Wir überlegen uns etwas – aber mit der Möglichkeit, auch manuell zu schalten.

Bei den Motorrädern sind ja die Emissionen auch ein Thema. Eben erst wurde auf Euro 4 umgestellt. Was kommt noch?

Per 1. Jänner 2020 wird auf Euro 5 umgestellt. Das bereitet uns großes Kopfzerbrechen, denn die Umstellung bedeutet die Halbierung der Abgasemissionen. Beim Motorrad haben wir wenig Platz. Das spielt eine Rolle, weil wir teils auf zwei Katalysatoren ausweichen müssen. Abgesehen davon erzeugen die Kats viel Hitze. Der größte Aufwand sind aber die Tests. Und da stellt sich die Frage, wie viel wir investieren – angesichts von maximal 12.000 Bikes pro Jahr, einer vergleichsweise geringen Stückzahl.

 

KTM – Die Geschichte

Hans Trunkenpolz gründete 1934 in Mattighofen eine Schlosser- und Autowerkstätte. Erst zwei Jahrzehnte später, Anfang der 50er-Jahre, tauchte das Kürzel KTM auf – Kraftfahrzeuge Trunkenpolz Mattighofen. Ab 1955 stand die Bezeichnung für Kronreif Trunkenpolz Mattighofen – Ernst Kronreif war als Partner ins Unternehmen eingestiegen. 1954 startete die Motorrad-Produktion, 1980 wurde das Unternehmen in KTM-Fahrzeugbau KG umbenannt. Nach Turbulenzen wurde das Unternehmen 1992 aufgeteilt und verkauft. KTM-Sportmotorcycles GmbH – später: KTM Group (1999) bzw. KTM AG (2012) – übernahm die Motorradsparte. 2008 folgten das erste Superbike und der X-Bow, 2013 übernahm KTM Husqvarna.

 

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2  Kommentare
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benzinverweigerer (14.598 Kommentare)
am 11.08.2017 17:31

KTM sind die hinichsten Radeln die es gibt.
Keine andere Marke schneidet dermaßen schlecht in den Dauertests ab.
Eine 10 Jahre alte Bmw, Suzuki Honda kann man ohne Sorge kaufen, bei einer KTM schaut's da anders aus.
Da treten die witzigsten Fehler auf.

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hehabau (11 Kommentare)
am 05.08.2017 17:17

KTM ist schon eine gute Marke, aber wenn Herr Pierer (für den ja 500 Millionen Euro laut seiner Aussage kein Geld ist)mit einer Spende von € 436.000 in den Wahlkampf einsteigt und sich sicher dadurch in Zukunft Vorteile von der Regierung erhofft ist das schon bedenklich. Mit dieser Summe könnte man die Mitarbeiter des Betriebes auch unterstützen. Der Kauf eine KTM Produktes ist somit zu überlegen. Wenn Herr Kurz eine ehrliche Politik vor hat dürfte er diese Spende nicht annehmen.

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