Burg Clam: "My home is my castle"
CLAM. Carl Philip Clam Martinic wohnt mit seiner Familie in der mittelalterlichen Festung.
Als Ort für unvergessliche Konzerte mit Superstars wie Sting und Elton John hat sich die Burg Clam auch in dieser Saison wieder in die Herzen der Zuschauer und Künstler gespielt. Von einer ganz anderen Seite präsentiert sich die mittelalterliche Festung bei unserem Besuch, bei dem sie still und stolz hoch über der Klam-Schlucht trohnt.
Die Geschichte der Burg reicht mehr als 800 Jahre zurück, 1454 hat hier die Familie Clam das Ruder übernommen. Spannend ist, dass man nicht genau weiß, wer es eigentlich geschafft hat, in einer vom Raubrittertum geprägten Zeit ein Gebäude mit sieben Stockwerken und einen Wohnturm mit 50 Metern Höhe zu errichten.
"Die Burg findet mit Otto von Machland ihren Ursprung im Jahr 1149, das geht aus den Aufzeichnungen hervor. Ab 1280 herrschten chaotische Zustände, darum gibt es bis zur Übernahme von meiner Familie nur lückenhafte Dokumentationen", sagt Carl Philip Clam Martinic, der seit 2001 die Verantwortung der Burg trägt und hier mit seiner Frau Stephanie und den beiden Kindern Max Adam (5) und Alix (8) wohnt.
Ein Leben im Museum
Obwohl das Zuhause rund 100 Räume auf geschätzten 3000 Quadratmetern Wohnfläche umfasst, gibt es für die Familie kaum einen privaten Rückzugsort. "Wir leben hier in einem Museum und teilen unsere Räume mit der Öffentlichkeit, was das Ganze auch so besonders und einzigartig macht", sagt Clam.
So wird nach der jeweils letzten Burgführung der Arkaden-Innenhof zur Rad-Rennstrecke der Kinder, in der alten Herrschaftsküche wird herzhaft aufgekocht und in der Bibliothek in (ur)alten Büchern geschmökert.
Clam nutzt die Bücher der historischen Bibliothek als Nachschlagewerk.
Der Graf, der Angehöriger des österreichischen Uradels ist, betreibt viel Aufwand, um die Substanz und das kulturelle Erbe zu erhalten.
Und dieses ist wunderschön: Durch den herrlichen Renaissance-Arkadenhof gelangt man in das Innere der Burg. Der 100 Quadratmeter große Rittersaal ist beeindruckend. Trotz seiner Dimension wirkt er heimelig und gemütlich. Die Polstermöbel, die wahrscheinlich aus den 1880er-Jahren stammen, sind äußerst bequem. Die Chaiselongue und der Canapé lassen die Abende aus früheren Zeiten mit Minnegesang und Festessen für den damaligen Burgherren nur erahnen. Aber auch heute dienen diese Sitzgelegenheiten noch für den ein oder anderen geselligen Abend.
In der alten Herrschaftsküche wird nach dem Museumsbetrieb aufgekocht.
Unterschiedliche Epochen
Diese Mischung aus alter Tradition und täglichem Leben ist förmlich spürbar und verleiht der Burg ein eigenes Flair. In den alten Gemäuern fließen unterschiedliche Epochen ein. Von romanischer Basis über gotische Architektur bis hin zu Renaissance- und Barockelementen ist alles vertreten. Es ist kein einheitlicher Stil, sondern eine Fülle von verschiedenen Stimmungen und Interieurs zu finden. Es fügt sich alles zu einem logischen Ganzen, das über viele Jahrhunderte zusammengetragen wurde. "Es scheint, als ob sich jede Generation ihr eigenes Denkmal gesetzt hat", sagt der 42-jährige Burgherr.
Seine Handschrift ist bisher am ehesten in der Erhaltung zu finden. "Ich habe mir einen Kindheitstraum erfüllt und den großen runden Bergfried wieder mit der Hauptburg verbunden. Die Oberburg drohte im Wald zu versinken, darum haben wir in den vergangenen zehn Jahren das Mauerwerk gesichert und eine große Holzstiege herunter gebaut, um so die ursprüngliche Idee zu erhalten", sagt der Graf, der es einstweilen noch nicht für nötig hält , sich ein architektonisches Denkmal zu setzen.
Zur Person
Die Grafen von Clam sind österreichischer Uradel und bis ins 13. Jahrhundert zurückzuverfolgen.
Der 42-jährige Carl Philip ist in 23. Generation Besitzer der Burg. Eine solche Familientradition ist weltweit sehr selten. Der Burgherr, der auch auf Clam wohnt, verwaltet den Familienbesitz seit 2001.
Nachgefragt
Ihr Lieblingsplatz? Der Arkadenhof. Dieser ist mir sehr vertraut, hat so viel Charme. Ein Wohlfühlplatz.
Derzeit am Nachtkasterl? Dort liegt immer die heilige Schrift. Und derzeit auch ein Bücherstapel.
Immer im Kühlschrank? Darauf bin ich besonders stolz: Eigens angebautes Gemüse.
Interessieren Sie sich für dieses Thema?
Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.